Er bewirkte im Stillen viel Gutes

Vorarlberg / 27.07.2023 • 19:13 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Pius Lässer war von seinen Bregenzerwälder Wurzeln und persönlicher Bescheidenheit geprägt.
Pius Lässer war von seinen Bregenzerwälder Wurzeln und persönlicher Bescheidenheit geprägt.

Im 93. Lebensjahr starb DDipl.-Ing. Pius Lässer.

INNSBRUCK Am 11. Juli 2023 ist DDipl.-Ing. Pius Lässer im 93. Lebensjahr im Kreise seiner Familie verstorben. Von seinen Bregenzerwälder Wurzeln und persönlicher Bescheidenheit geprägt, galt sein unermüdlicher Einsatz seiner großen Familie und zusammen mit seinem Freund Dipl.-Ing. Dr. h.c. Adolf Feizlmayr der weltweit tätigen Unternehmensgruppe ILF. Einer der ersten großen Meilensteine seines eigenen Büros war die Planung des Arlberg-Straßentunnels. Viele weitere bekannte Projekte im In- und Ausland sollten folgen. Er war weltoffen und großzügig im Denken und Handeln und hat meist im Stillen viel Gutes bewirkt und entstehen lassen.

Für seine herausragenden Verdienste wurde er mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg, dem Ehrenzeichen des Landes Tirol und dem Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. DDipl.-Ing. Pius Lässer wurde am 3. Mai 1931 in Hittisau als Sohn des Tierarztes Pius Lässer und Margarethe Lässer geboren und konnte dort wohlbehütet mit seinen drei Geschwistern aufwachsen. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde sein Vater zur Deutschen Wehrmacht einberufen und konnte erst zehn Jahre später aus der Kriegsgefangenschaft zur Familie zurückkehren. Während der langen Abwesenheit des Vaters musste Pius Lässer neben dem Besuch des Gymnasiums in Bregenz seiner Mutter in einer kleinen Landwirtschaft, der Lebensgrundlage für die ganze Familie, viel Arbeit und Verantwortung abnehmen. Diese Erfahrung prägte seinen ganzen späteren Lebensweg.

Im Jahr 1951 begann Pius Lässer das Bauingenieurstudium an der Technischen Hochschule (TH) in Graz, das er 1958 mit Auszeichnung abschloss. Anschließend als Assistent am dortigen Hochschulinstitut für Wasserbau tätig, graduierte er zwei Jahre später auch zum Diplomingenieur für Wirtschaftsingenieurwesen. Beruflich kehrte er zunächst nach Vorarlberg zurück, wo er mithalf, ein Haus für seine Eltern und Geschwister zu bauen. Nach der Fertigstellung konnte Pius Lässer seine eigene Familie gründen und am Ostermontag 1963 seiner Ingeborg in Graz das Ja-Wort geben.

Die gemeinsame Zukunft begannen beide in Wiesbaden: Ingeborg Lässer als Augenärztin an der dortigen Augenklinik und Pius Lässer als Angestellter in einem Ingenieurbüro. 1966 richtete sich das berufliche Interesse von Pius Lässer auf die damals von der US-Firma Bechtel Corporation (San Francisco/München) geplante „Transalpine Ölleitung“, die Erdöl vom Hafen Triest über die Alpen in das Raffineriezentrum bei Ingolstadt bringen sollte. Pius wurde Angestellter dieser Firma und kam so mit seiner Familie Ende 1966 Anfang 1967 nach Innsbruck-Arzl, wo er seine „zweite“ Heimat fand und sein eigenes Ingenieurbüro gründete. Bis zuletzt war Pius Lässer aber stolz auf seine Herkunft und kehrte mehrmals im Jahr in den Bregenzerwald zurück. Zuvor waren 1964 in Wiesbaden sein Sohn Klaus und 1966 in Graz seine Tochter Karin zur Welt gekommen. 1969 wurden in Innsbruck die Zwillinge Bernhard und Barbara geboren. Seine Kinder und Enkelkinder erfüllten Pius Lässer stets mit Stolz und großer Freude.

Mit seinem Partner Dipl.-Ing. Dr. Adolf Feizlmayr, den er beim Bau der Transalpinen Ölleitung kennen und schätzengelernt hatte, konnte er die gemeinsame Ingenieurgemeinschaft Lässer-Feizlmayr (ILF) gründen und mit dieser bei der Planung und Bauabwicklung von vielen Großprojekten in den Bereichen Energie und Klimaschutz, Wasser und Umwelt sowie Verkehr und urbane Räume auf der ganzen Welt tätig werden. Mit seiner bescheidenen und mitfühlenden Art hat Pius Lässer die Unternehmenskultur bei ILF entscheidend geprägt. Es machte Pius Lässer glücklich, wenn er bei sozialen Projekten helfen konnte, am liebsten anonym und ohne großes Aufsehen. So unterstützte er Hilfswerke, wie die Krankenstation einer Tiroler Ärztin in Afrika, die Betreuung von Waisenkindern in Südamerika, Suppenküchen und Armenausspeisungen in Osteuropa und Sozialprojekte von Russ-Preisträger Pater Georg Sporschill für Waisenkinder in Moldawien. Aber auch in seinem Umfeld in Innsbruck-Arzl und im Bregenzerwald hat er in vielen Notfällen geholfen

Pius Lässer waren aber immer auch Projekte wichtig, die dem dörflichen Zusammenhalt in seiner Heimat Bregenzerwald und in seiner neuen Heimat Innsbruck-Arzl dienten. Seien es Kirchen- und Kapellenrenovierungen, die Beauftragung lokaler Handwerksbetriebe, die Unterstützung der lokalen Vereine oder Veranstaltungen wie die „Landgespräche Hittisau“, welche er über Jahre mitunterstützte. Auf dem Friedhof Innsbruck-Arzl fand er seine letzte Ruhestätte.