Flaute beim Photovoltaik-Ausbau

Vorarlberg auf dem letzten Platz: Ausbauziel laut aktueller Erhebung noch in weiter Ferne.
Bregenz, Wien Schlechte Noten für den Photovoltaikausbau in Vorarlberg. Der Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria) hat gemeinsam mit der Statistik Austria erhoben, wie viel PV-Leistung in den einzelnen Bundesländern im Vorjahr dazugekommen ist. Das Ergebnis: Vorarlberg liegt im Österreich-Vergleich an letzter Stelle. Entgegen dem österreichweiten Trend wurde im vergangenen Jahr weniger PV-Leistung dazu gebaut als im Jahr davor. 2021 waren es 30,08 Mega-Watt-peak (MWp), im Jahr 2022 27,97 MWp. „Das darf in Zeiten von großem PV-Zubaubedarf natürlich überhaupt nicht passieren“, kritisiert Vera Immitzer, Geschäftsführerin von PV Austria.
Laut PV Austria sind in Vorarlberg derzeit 147 MWp PV-Leistung installiert. Das entspricht 3,9 Prozent der gesamten PV-Leistung Österreichs und deckt den Strombedarf von rund 38.400 Haushalten. Zum Vergleich: Niederösterreich verfügt über eine Gesamtleistung von 863 MWp (Anteil an PV-Leistung Österreichs: 23 Prozent), allein im Vorjahr wurden dort 234 MWp zugebaut. Auf Platz 2 folgt Oberösterreich mit einer Gesamtleistung von 854 MWp (23 Prozent) und einem Zubau von 243 MWp, auf Platz 3 die Steiermark mit 679 MWp (18 Prozent) bzw. 147 MWp. In Vorarlberg hat Blons die Nase vorne. In der knapp 350-Einwohner-Gemeinde im Großen Walsertal sind hochgerechnet 2194 kWp pro 1000 Einwohner installiert (Stand: 1. August 2022). An letzter Stelle liegt Mittelberg mit 19,13 kWp pro 1000 Einwohner.
Um die Klimaziele des Bundes zu erreichen, müsste Vorarlberg den vorliegenden Zahlen zufolge die PV-Leistung bis 2030 mehr als verdreifachen. Statt den 28 MWp vom letzten Jahr wäre ein Zubau von 44 MWp pro Jahr notwendig. Das Land selbst setze sich mit 300 MWp bis 2030 ein niedrigeres Ausbauziel, als es für die Erreichung der Bundesziele notwendig wäre, kritisiert Immitzer. Wenn es nach dem Bund geht, bräuchte es 500 MWp.
Die Zahlen, die die Statistik Austria für die PV-Erhebung herangezogen hat, stammen aus der Publikation „Innovative Energietechnologien in Österreich – Marktentwicklung 2022“, die vom Klimaschutzministerium (BMK) in Auftrag gegeben wird. Die Datengrundlage beim PV-Ausbau sei sehr schlecht, räumt Immitzer ein. „Die Daten vom BMK sind die einzigen Daten, die wir haben.“ Für die Marktstatistik würden einmal im Jahr unter anderem Förderstellen und Anlagenbauer befragt, wie viele Projekte errichtet wurden. „Was wir eigentlich bräuchten, ist eine regelmäßige Meldung der Netzbetreiber, weil die genau wissen, was bei ihnen im Netz passiert“, fordert die PV-Austria-Geschäftsführerin.
Mehr PV-Anlagen auf Freiflächen
Die Landesgesetze in Vorarlberg befindet Vera Immitzer grundsätzlich für gut. Was es aber brauche, sei eine stärkere Nutzung von Flächen abseits der Gebäude, wie Parkplätze, Deponien, Lärmschutzwände, entlang von Autobahnen oder Freiflächen. „Diese Flächen müssen wir in allen Bundesländern mehr nutzen. Wir haben zwar grundsätzlich ein hohes Dachpotenzial, können aber aus verschiedenen Gründen leider nicht das gesamte nutzen“, erläutert sie. Dasselbe gelte für die Fassaden. „Das heißt, dass wir noch mehr Initiativen und Unterstützung im Bereich der Freiflächen schaffen müssen. Da viele dieser Projekte nicht Standard sind, sind sie kostenintensiver. Wenn man es mit dem PV-Ausbau ernst meint, muss man sie zusätzlich zur Bundesförderung bezuschussen, weil sie sonst nicht umgesetzt werden.“
Gute Bedingungen
PV Austria hat ausgerechnet, dass ungefähr die Hälfte der PV-Leistung auf Freiflächen realisiert werden muss. Der Flächenbedarf dafür würde sich auf 0,14 Prozent der Landesfläche beschränken. Vorarlberg liege beim Status-Quo zwar über dem Österreich-Schnitt (18 Prozent), habe aber trotzdem noch einen weiten Weg vor sich, da 2022 erst 29 Prozent der notwendigen Leistung installiert sind. Neben dem eigenen Landesausbauziel müssten auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für Freiflächen-PV dringend angepasst werden, unterstreicht die Bundesverband-Geschäftsführerin.
Die Bedingungen für die Errichtung von PV-Anlagen seien grundsätzlich gut. Die Lieferengpässen, die noch vor einem halben Jahr ein großes Thema waren, hätten sich wieder stabilisiert. „Die Lager sind voll, mittlerweile sind auch die PV-Unternehmen fleißig am Kapazitäten-Aufbauen und Mitarbeiter-Anstellen“, führt Vera Immitzer aus. Dadurch, dass Module und Komponenten wieder verfügbar sind, seien auch die Preise im Sinken begriffen. Immitzer ergänzt: „Es geht auch wieder rascher, bis man eine PV-Anlage bekommt.“ vn-ger
„Wir müssen noch mehr Initiativen und Unterstützung im Bereich der Freiflächen schaffen.“
