Düstere Prognose für die diesjährige Obsternte

Apfelanbauer Jens Blum erklärt die Hintergründe und gibt einen Ausblick für Vorarlberg.
Höchst Die Apfelernte steht vor der Tür, die Mostsaison startet in den nächsten Tagen. Doch die Aussichten sehen nicht allzu rosig aus. Eine internationale Kommission befürchtet weniger Äpfel als vergangenes Jahr. Die deutschen Obstbauern schlagen bereits Alarm. Jens Blum, Obmann der Vorarlberger Obstbauern, sieht die Lage gelassener.
Zweigeteilt sieht seine Vorhersage aus: „Beim Streuobst erwarten wir eine unterdurchschnittliche Ernte, im Intensivanbau wird sie mäßig ausfallen.“ 3,3 Prozent weniger Ernte als vergangenes Jahr lautet die Vorhersage von Prognosfruit 2023 im Hinblick auf die wichtigsten EU-Erzeugerländer.
465 Tonnen waren es 2022
„Ab einem Gesamtgewicht von 600 Tonnen in Vorarlberg sprechen wir von einer guten Ernte, 400 Tonnen sind eher schlecht“, erklärt Blum. Mit über 13 Hektar Apfelplantage auf seinem Wiesenhof bei Höchst ist er der größte Apfelanbauer in Vorarlberg. „Heuer werden wir irgendwo dazwischen liegen.“ Zum Vergleich: 465 Tonnen waren es 2022 insgesamt.
Eine entscheidende Rolle beim Gewicht spielt die Größe der Äpfel. Bisher werden eher kleine Früchte erwartet, doch das könne sich bis zum Beginn der Ernte in der ersten Septemberwoche noch ändern.
Die Gründe für den Ernterückgang: Einerseits war es im Mai, der Hauptblühtezeit, zu kalt. „Die Bienen konnten nur kurz fliegen, dazu kam viel Wind“, erklärt der Obstbauer. Dementsprechend habe es ein Befruchtungsproblem gegeben. Die Trockenheit im Sommer habe keine Rolle gespielt. Andererseits war das vergangene Jahr relativ ertragreich. „Wenn Obstbäume ein Jahr sehr voll waren, lassen sie bei manchen Sorten das nächste Jahr aus“, erklärt Blum.
In Deutschland sieht die Prognose deutlich düsterer aus. Hier spielen die Anbaugebiete am Bodensee eine wichtige Rolle. Einen Rückgang um 17 Prozent gegenüber dem ertragreichen Vorjahr würden die Obstbauern erwarten, wie das Statistische Bundesamt nach einer ersten Schätzung mitteilte. Die Hintergründe sind die gleichen wie in Vorarlberg.
Sorgen um die Birne
Deutlich schlechter ist es laut Prognosfruit heuer um die Birne bestellt. Demnach wird die EU-Birnenernte 2023 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 13 Prozent zurückgehen. Schuld daran ist vor allem der witterungsbedingte Produktionsrückgang in Italien. Weniger stark rückläufig wird den Prognosen zufolge die Pflaumen- und Zwetschkenernte ausfallen.
Eine gute Nachricht hat Jens Blum abschließend aber doch: „Die Nachfrage nach unseren Vorarlberger Äpfeln ist groß.“ Schon jetzt kommen Menschen auf ihn zu und fragen, wann es endlich losgehe. Ein wenig müssen sie sich jedoch noch gedulden. VN-PPL
„Beim Streuobst wird die Ernte unterdurchschnittlich, im Intensivanbau mäßig.“