Mehr Sozialwohnungen sollen gebaut werden

Vorarlberg / 01.09.2023 • 19:06 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Wifo-Experte Michael Klien befürwortet einen raschen Ausbau. WIFO
Wifo-Experte Michael Klien befürwortet einen raschen Ausbau. WIFO

Für die Armutskonferenz passiert aber viel zu wenig.

schwarzach Auch die Armutskonferenz schaltet sich in die aktuelle Diskussion um Wohnkosten ein. Deren Sprecher Michael Dietrich ist überzeugt: Es braucht mehr gemeinnützige leistbare Wohnungen in Vorarlberg. „Man handelt erst, wenn der Hut brennt.“ Für Experte Michael Klien vom Wifo ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Ausbau. Die Vogewosi wartet noch ab. Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (ÖVP) ernennt das Thema Wohnen zum Schwerpunktthema.

„Weitsicht fehlt“

Nach Zahlen der Statistik Austria sind rund 13 Prozent der Wohnungen im Land gemeinnützig. Der Österreich-Schnitt liegt bei 23,5 Prozent. Die Armutskonferenz weist zudem darauf hin, dass in Vorarlberg im Vorjahr nach Salzburg die höchsten Mieten zu bezahlen waren. Nun müsse aufs Tempo gedrückt werden, fordert Dietrich. „Es fehlen das Engagement und die Weitsicht.“ Denn die Vorlaufzeit für gemeinnützige Bauprojekte sei lang.

Wie das Land auf VN-Anfrage mitteilt, wurden im gemeinnützigen Bereich 2022 insgesamt 295 Mietwohnungen und 114 Mietkaufwohnungen neu bezogen. Für 2023 seien 328 Neubezüge zu erwarten. Weniger, als laut schwarz-grünem Regierungsprogramm vorgesehen, sagt die Armutskonferenz. 4000 Wohnungen sollen in der Legislaturperiode errichtet werden, also (je nach Rechenmethode) 600 oder 800 pro Jahr.

Tittler: Ausbau sinnvoll

Auch Tittler möchte wieder aufs Tempo drücken. Denn die Preise lassen nach. Der Ausbau sei vor dem Hintergrund einer sich abschwächenden Konjunktur auch sinnvoll. Allerdings gelte es beim niedrigen Anteil der gemeinnützigen Wohnungen auch etwas zu beachten: Die Eigentumsqoute liegt über dem Bundesschnitt. „Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass der relative Anteil an gemeinnützigen Wohnungen geringer ist.“, sagt der Landesrat.

Experte stimmt zu

Michael Klien, Wohnbauexperte beim Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo, sieht auch einen guten Zeitpunkt, um die Bautätigkeit wieder anzukurbeln. „Die Nachfrage nach Immobilien ist stark eingebrochen. Es wirkt stabilisierend, wenn die Gemeinnützigen mehr Aufträge vergeben.“ Billiger dürfte es aber nicht werden. „Wenn man sich die Baukosten der letzten 50 Jahre ansieht, kann man praktisch nie einen nominellen Rückgang beobachten.“ Aber der Rückgang an Aufträgen könnte den gemeinnützigen Wohnbauträgern zu einer stärkeren Verhandlungsposition verhelfen. Gemeinnützige Wohnungen sind für Klien sowieso immer sinnvoll. „Ein hoher Anteil wirkt sich auch dämpfend auf den privaten Mietmarkt aus. Das heißt, günstiger Wohnraum hilft nicht nur den Bewohnern direkt.“

Vorarlbergs größter gemeinnütziger Wohnbauträger, die Vogewosi, wartet aber noch ab. „Wir konzentrieren uns auf Projekte, die kostengünstig sind“, erläutert Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz. Also vor allem auf das Programm Wohnen 500. „Dazu kommen Wohnungen in Gemeinden, die dringenden Bedarf anmelden, und Wohnungen, die gemeinsam mit privaten Bauträgern umgesetzt werden“, fährt Lorenz fort. „Projekte, deren Kosten jenseits von Gut und Böse sind, greifen wir nicht an.“

Ob die Nachfrage gestiegen ist, kann er nicht sagen. „Wir stellen teilweise fest, dass Menschen Wohnungen aus nicht nachvollziehbaren Gründen ablehnen“, sagt der Vogewosi-Chef. „Zum Beispiel, weil sie nicht in einen Holzbau ziehen möchten.“ Der Wohnungswunsch sei zwar vielfach vorhanden, der Bedarf aber nicht unbedingt. Jedenfalls ließe sich der Bedarf nicht 100-prozentig einschätzen.

Baut das Land zu wenig gemeinnützige Wohnungen? Die Diskussion über diese Frage ebbt nicht ab. VOGEWOSI
Baut das Land zu wenig gemeinnützige Wohnungen? Die Diskussion über diese Frage ebbt nicht ab. VOGEWOSI