Immer weniger Vorsorgeuntersuchungen

Vorarlberg / 02.09.2023 • 05:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Immer weniger Vorsorgeuntersuchungen
Canva: APA/Stiplovsek

Mediziner Concin bedauert Trend: Gesund altern „wahrscheinlich wichtiger denn je“.

SCHWARZACH 44.514 Vorsorgeuntersuchungen hat es nach Angaben von Statistik Austria und Dachverband der Sozialversicherungen im vergangenen Jahr in Vorarlberg gegeben. Auch in Relation zur Bevölkerung hat sich damit ein Trend fortgesetzt: Es werden immer weniger „Gesundheitschecks“ durchgeführt.

Immer weniger Vorsorgeuntersuchungen

Pro 100 erwachsenen Frauen hatte es sich 2011 zum Beispiel um 18 gehandelt. Zuletzt waren es nur noch 15. Bei Männern ist es zu einem Rückgang von 16 auf 13 gekommen. Zwischendurch, 2020, im ersten Corona-Jahr mit einem harten Lockdown, waren es noch weniger. Gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen wurden in all den Jahren nicht in die Statistik aufgenommen.

„Die allgemeine Gesundenuntersuchung ist absolut zu empfehlen, keine Frage“, sagt Hans Concin, langjähriger Präsident des Vorarlberger Arbeitskreises für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks), um es gleich zweimal zu unterstreichen: „Gesund altern ist wahrscheinlich wichtiger denn je. Für die eigene Lebensqualität und im Hinblick darauf, dass die Pflege der Babyboomer-Generation ein Problem wird, weil es die Kräfte und die Finanzierung nicht gibt, die dafür notwendig sind.“

Gemessen an der Bevölkerung gehen immer weniger Männer und Frauen zum „Gesundheitscheck“. <span class="copyright">Foto: APA</span>
Gemessen an der Bevölkerung gehen immer weniger Männer und Frauen zum „Gesundheitscheck“. Foto: APA

Umso mehr stellt sich die Frage: Worauf ist der Rückgang der Vorsorgeuntersuchungen zurückzuführen? Concin weist auf einen Einbruch hin, den es nach bis dahin steigender Tendenz schon Mitte der 2000er Jahre gegeben habe: Bis dahin habe sich aks darum gekümmert, habe die Entwicklungen im Auge gehabt und allenfalls reagiert. Auch Ärzte seien angeschrieben worden: „Das war für den einen oder anderen vielleicht eine Motivation, sehr genau hinzuschauen bei seinen Patientinnen und Patienten.“ Auffallend ist laut Concin jedenfalls, dass der erwähnte Einbruch mit dem Übergang der Zuständigkeit an die Sozialversicherungen zusammenfällt. Sie würden zwar ebenfalls alle zu Untersuchungen einladen, es mache offenbar aber einen Unterschied, wer das tue und woher der Brief komme. Persönliche Nähe spiele eine Rolle.

Wobei Concin betont, dass das Ganze nicht einfacher werde. Im Gegenteil: Die gesellschaftliche Zusammensetzung ändert sich. Bei den einen müssen zum Beispiel sprachliche Barrieren überwunden werden. Und bei den anderen kann es schwierig sein, sie für einen Check zu gewinnen, weil sie nur auf Zeit im Land sind und man „in einem fremden System nicht so wahnsinnig gerne zum Arzt geht“.

„Es geht um die eigene Lebensqualität und darum, dass die Pflege der Babyboomer-Generation ein Problem wird“, betont Hans Concin.<span class="copyright"><span class="copyright"></span>Foto: VN/Stiplovsek</span>
„Es geht um die eigene Lebensqualität und darum, dass die Pflege der Babyboomer-Generation ein Problem wird“, betont Hans Concin.Foto: VN/Stiplovsek

Zum Teil erklärt sich der Mediziner den Rückgang allerdings auch dadurch, dass es mehr Wahlärzte gibt: „Das ist sicher ein Grund.“ Genauer: Vorsorgeuntersuchungen würden durch diese zwar durchgeführt, aber nicht immer als solche erfasst, womit sie letzten Endes in der Statistik auch nicht unter diesem Titel aufscheinen würden.

Was ratsam wäre

Vorsorgeuntersuchungen werden ab 18-jährig einmal jährlich kostenlos angeboten. „Wir hatten die Formel: Je jünger und besser die Befunde, umso größer die Abstände“, so Concin. Zunächst könne es sich um gut und gerne fünf Jahre handeln, wenn man gesund lebe und es auch von den Vorfahren her keine augenscheinlichen Risiken gebe. In weiterer Folge würden die Abstände laut besagter Formel kleiner werden, „je älter eine Person ist und je schlechter die Befunde sind“.

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