Die Oma, die Oma!

Sie sind, wenn sie denn telegen ins Bild gerückt werden, herzallerliebst anzuschauen. Weit öfter aber genügt schon ihre Erwähnung: Die Suppe etwa, die da in der Dose dümpelt, ist „nach Großmutterart“ hergestellt. Also bitte! Besser gehts nicht.
Auch die Tütensuppe nimmt das für sich in Anspruch, diese Ahnenreihe, die ihr eine besondere Güte verleiht. Sie kennt ihre Ahnfrau sogar beim Namen: Sie stammt, wenn man der Tüte glauben darf, von „Isas Oma“. Wenngleich bezweifelt werden darf, dass Isas Oma über die Apparaturen verfügt, um durch Mikrowellengarung, Vakuumbehandlung und Gefriertrocknung jenes Pulver zu erzeugen, das nurmehr mit heißem Wasser angerührt werden muss, um köstliche, großmütterliche Düfte zu entfalten. Egal.
Man fragt sich aber, ob die Omas dieser Welt, die zum Teil – in Altersheimen zwischengeparkt – die Zeit von Besuch zu Besuch messen, überhaupt um ihre Bedeutung wissen. Ist ihnen, wie sie so häkelnd oder teilnahmslos im Aufenthaltsraum sitzen, denn bewusst, dass sie der riesigen Marketingindustrie ihrer Enkel zum durchschlagenden Erfolg verhelfen? Putzmittel, Fleckentferner, Rezepte, medizinische Hilfe – von Krautwickeln bis zu Flohsamen gegen Verstopfung pflastern unendlich viele gute Gaben ihren Weg in die mediale Unendlichkeit. Wenngleich die Oma, die murmelnd ihren Rosenkranz zwischen den Fingern perlen lässt, unter ewigem Leben vermutlich etwas ganz anderes versteht.