Er hatte das Glück des Tüchtigen

Vorarlberg / 11.09.2023 • 17:57 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Raimund Lampert hatte stets ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter.
Raimund Lampert hatte stets ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter.

Mit Raimund Lampert starb eine Vorarlberger Unternehmerpersönlichkeit.

SCHLINS Am 30. August 2023 verschied mit 91 Jahren Raimund Lampert, der 1955 die heutige Rala Hygiene GesmbH gründete. Damit legte er den Grundstein für die erfolgreiche Geschichte des Familienunternehmens. Mit seinem unternehmerischen Denken und Handeln, seinem Mut und seinen Visionen zeigte er, was man mit unermüdlichem Einsatz und Engagement erreichen kann. 2014 wurde das Unternehmen als bester Familienbetrieb ausgezeichnet.

Raimund Lampert wurde am 14. Jänner 1932 geboren. Die Familie führte eine Sägerei und Tischlerei mit einer angeschlossenen Landwirtschaft. Er besuchte die achtjährige Volksschule in Schlins und dann die zweijährige kaufmännische Wirtschaftsschule (Handelsschule) in Feldkirch. Da er keine Büroarbeit fand, musste er sich als Hilfsarbeiter verdingen. So mahlte er in einem Großhandelshaus in Götzis Pfeffer und Zimt und wurde anschließend Malergehilfe, bis er nach zwei Jahren in einem Presse-Großvertrieb in Feldkirch den angestrebten Bürojob erhielt. Mit 21 Jahren wechselte er zu einem Betrieb in Rankweil, der Bodenwachs und Schuhcreme herstellte, und als sich Raimund Lampert in der Niederlassung Rankweil des Kosmetik-Konzerns Elizabeth Arden weitere Branchenkenntnisse aneignen konnte, war die Weichenstellung in seine berufliche Selbstständigkeit erfolgt. Am 14. Oktober 1955 legte Raimund Lampert mit 23 Jahren durch den Erwerb seines ersten Gewerbescheins zur Herstellung chemisch technischer Produkte den Grundstein für die heutige Rala Hygiene. Im September 1953 heiratete er Serafine, die sowohl für sein Familienleben als auch die unternehmerische Entwicklung eine große Bereicherung war. Ihnen wurden drei Kinder geboren, sechs Enkel und vier Urenkel machten das Familienglück perfekt.

Eine seiner Lieblingsaktivitäten war das Tanzen und im Schach brachte er es sogar bis zum Vorarlberger Landesmeister. Dazu kamen viele Reisen und Ausflüge sowie das Segeln auf dem Bodensee. Raimund Lampert engagierte sich zudem beim Fischereiverein, beim Männerchor und bei der Handwerkerzunft Schlins-Röns.

Seine unternehmerischen Aktivitäten startete er mit der Produktion hochwertiger Bodenpflegeprodukte und Schuhcremen. Als Produktionsstätte diente damals eine Holzhütte. Mit 5000 Schilling, welche er nur durch zwei Bürgen aufnehmen konnte, beschaffte er sich das notwendige Verpackungs- und Rohmaterial. Später produzierte Raimund Lampert neben Bodenwachs und Schuhcremen auch Grablichter. Hauptabnehmer dafür war Spar, damals wie heute einer der größten Kunden. Da sich das Unternehmen immer weiterentwickelte, baute Raimund Lampert 1963 in der Landstraße 31 in Schlins auch eine größere Produktionsstätte und die erforderlichen Lagerräumlichkeiten.

Das Bodenpflegesortiment wuchs mit den Anforderungen neuer Belagsarten und Raimund Lampert konnte immer weitere Großabnehmer mit den damals vermehrt aufkommenden PVC- und Gummiböden als Kunden gewinnen. So war die Österreichische Post AG mit ihren Postämtern in ganz Österreich ein Großabnehmer.

Mit dem ersten Produktionskessel gelang es unter Mithilfe seiner Gattin und der Tochter Sigrid an einzelnen Produktionstagen einen beachtlichen Output von 1000 Liter zu erzielen. Ausgeliefert wurde anfangs nur mit dem Fahrrad und Moped, ab 1961 mit einem gebrauchten VW-Käfer. 1972 wurde der Betrieb in der Landstraße um eine Lager- und Produktionshalle erweitert. Heute zählt das Unternehmen 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Nach und nach traten auch die Kinder von Raimund Lampert in das Unternehmen ein, 1992 wurde sein jüngster Sohn Ingo zum Geschäftsführer bestellt. Im selben Jahr wurde auch das Betriebsgebäude in der Eichengasse 22, dem heutigen Firmensitz, bezogen. Noch bis vor zwei Jahren besuchte der Verstorbene täglich das Unternehmen und betreute vereinzelte Kunden höchstpersönlich.

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