Gekommen, um zu bleiben

Sabine Wöllgens ist seit 2022 Obfrau des Vereins Luaga und Losna.
Von Marion Hämmerle-Crone
Rankweil Die schwarze Katze, die die Zufahrt zum Haus von rechts nach links querte, wusste, was sie wollte: Streicheleinheiten. Ob sie wohl Sabine Wöllgens gehört? Die Antwort gab es postwendend, denn als sich die Haustüre öffnet, stand neben der Obfrau des Vereins Luaga und Losna ein großer, freudig schwanzwedelnder Hund.

Amigo, eine Alpen-Promenaden-Mischung aus Berner Sennenhund, Border Collie und was auch immer liefert die Antwort: Hier ist bestimmt kein Stubentiger zu Hause. Vor rund 20 Jahren, als die Dramaturgin, Theaterpädagogin, Regisseurin, Schau- und Figurenspielerin aus dem Ruhrgebiet nach Vorarlberg kam, sei sie noch viel in die Berge gegangen. Inzwischen macht die 67-Jährige das nicht mehr. Spaziergänge mit Amigo sind es, die sie in die Natur führen oder Reisen, die sie bevorzugt mit dem Schiff unternimmt und die sie zumeist in den hohen Norden führen.

Seit zwei Jahren lebt die gebürtige Dortmunderin in Rankweil. Seit zwei Jahren ist Wöllgens außerdem in Pension. Sich zurückziehen vom Theater kommt für sie dennoch nicht in Frage. Vielmehr engagiert sie sich seit 2022 als Obfrau für das Internationale Theaterfestival „Luaga & Losna“, das vergangene Woche zum 35. Mal über die Bühne ging.

Die Funktion bringt täglich Arbeit mit sich. „Jahr für Jahr Gelder beantragen, die eingehenden Anfragen bearbeiten, eine Auswahl treffen, Programm gestalten“, zählt sie auf. „Außerdem vergeben wir pro Jahr etwa zehn Stipendien an Autorinnen und Autoren, die dann im Rahmen der DramatikerInnenbörse nach Nenzing eingeladen werden. „Es ist immer eine ganz intensive Zeit, die jedoch sehr wertvoll ist.“ Die Tonlage der Stimme verändert sich. Man merkt sofort, wie wichtig ihr diese intensive Auseinandersetzung mit den Stipendiaten ist. „Besonders wertvoll finde ich, dass Kontakte entstehen“, sagt die Obfrau, „manches Mal führen sie sogar dazu, dass die eingereichten Stücke inszeniert werden oder dass sich Autorinnen und Autoren zusammentun und gemeinsam Stücke schreiben.“

Wöllgens liebt nicht nur Theater, sie lebt Theater. Umso verwunderlicher ist es, dass die schlanke Frau mit kecker Kurzhaarfrisur eigentlich eine Spätzünderin ist. Nach dem Abi ging sie nämlich erst nach Kiel, wo sie Sozialwissenschaften studierte. Anschließend hing sie, völlig konträr, noch eine Ausbildung zur Maschinenschlosserin an. Und doch entwickelte sich eine Verbindung zum Amateurtheater und ganz nebenbei wuchs die junge Frau in die Welt des Schauspiels und der Inszenierung hinein. Dabei lernte sie auch jede Menge Leute aus dem Figurentheater kennen.

Weitere Ausbildungen zur Figurenspielerin und zur Theaterpädagogin folgten. Irgendwann landete sie in Memmingen, wo sie als Dramaturgin beim Kinder- und Jugendtheater engagiert war. Von dort war es dann wahrlich nur noch einen Katzensprung nach Vorarlberg. Apropos Katze: kreuzt sie von rechts nach links den Weg, bringt die Begegnung Glück. Und davon kann man bekanntlich nie genug haben. Also toi, toi, toi für 2024.
ZUR PERSON
Sabine Wöllgens
Wohnort Rankweil (ursprüchlich aus NRW)
Alter 67 Jahre
Beruf Dramaturgin, Theaterpädagogin, Regisseurin, Schau- und Figurenspielerin, Pensionistin, Obfrau vom Verein Luaga und Losna
Hobbys Lesen, mit dem Hund spazieren, Theaterfestivals besuchen, Reisen