Fünf Jahre Abt Vinzenz Wohlwend: Zwischen Gottvertrauen und Lebenskrisen

Abt Vinzenz Wohlwend (53) feiert doppeltes Jubiläum: Im VN-Gespräch gibt er Einblick in seine priesterliche Berufung, warum es auch für ihn Zeiten des Zweifelns gab und über die Zukunft der Mehrerau.
Darum geht’s:
- Abt Vinzenz Wohlwend feiert sein 5-jähriges Abt- und 25-jähriges Priesterjubiläum.
- Er erinnert sich an Zeiten des Zweifelns, aber auch an die Unterstützung seiner Mitbrüder und seiner Familie.
- Kloster Mehrerau öffnet sich, Renovierungsprojekte, Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind wichtig.
Bregenz Der Mehrerauer Abt Vinzenz Wohlwend feiert in diesem Jahr gleich zwei besondere Jubiläen: Sein 5-jähriges Abt- und sein 25-jähriges Priesterjubiläum. „Für mich hat das Priesterjubiläum eine wichtigere Bedeutung”, sagt der gebürtige Liechtensteiner, der seit November 2018 nach der Wahl durch seine Mitbrüder im Kloster von Papst Franziskus im November 2018 der 54. Abt der Abtei Wettingen und der elfte Prior der Mehrerau ist.

In seiner priesterlichen Rolle fühlte er sich tief berufen, stets nahe bei den Menschen zu sein, ihre Freuden und Sorgen zu teilen. Der Weg, Priester zu werden, war nicht von Anfang an vorgezeichnet, sondern wuchs mit der Zeit. Als Kind, wenn er mit den Eltern in der Kirche war, gefiel ihm, dass der Pfarrer mit den Menschen Gottesdienst feiert und etwas erzählt. „Es ist ein wesentlicher Teil des priesterlichen Berufs, sich in den Dienst der Menschen zu stellen, die ihn brauchen”, erinnert sich der 53-Jährige. Er selbst besuchte die Mehrerau als Schüler und studierte Theologie in Salzburg, Einsiedeln und Benediktbeuern.

Phasen des Zweifelns
Doch es gab in seiner Laufzeit auch Zeiten des Zweifelns. Der Abt erinnert sich an eine besonders herausfordernde Zeit, in der er seinen Weg hinterfragte. „Ich hätte mir auch vorstellen können, Kinder zu haben. Eltern werden zu dürfen, ist eine schöne Berufung”, war sich der Abt nicht immer sicher, das richtige Betätigungsfeld gewählt zu haben. „Wie in jedem Leben gab es auch in meinem Phasen der Zweifel und des Hinterfragens. Im ersten Jahr als Novize erlebte ich eine Krise, bei der ich nicht wusste, ob ich lebend herauskomme.” Doch es war gerade die Gemeinschaft und die Mitbrüder im Kloster, die ihm halfen, die Richtung wiederzufinden und mit erneuerter Kraft weiterzugehen. Auch seine Mutter stand ihm damals mit Rat zur Seite. Noch heute ist ihm der Austausch besonders mit seinen Eltern wichtig.

Aber wie steht es um den Glauben in der heutigen Zeit, in der die römisch-katholische Kirche eine Rekordzahl an Austritten verzeichnet und auch die Klostergemeinschaft Nachwuchssorgen hat? Wohlwend ist davon überzeugt, dass die Menschen nach wie vor ein spirituelles Bedürfnis haben. „Ich glaube nicht, dass die Menschen heute weniger spirituell als früher sind. Es gibt nach wie vor eine Sehnsucht, Rituale zu leben, was die Rekordzahl an Hochzeiten zeigt”, zeigt er sich optimistisch.


Kloster als „Quelle des Lebens”
Als Antwort auf diese Sehnsucht hat das Kloster Mehrerau begonnen, sich weiter zu öffnen. Die Tatsache, dass 95 Prozent des Bregenzer Trinkwassers aus der Quelle des Mehrerauer Waldes stammen, hat für den Abt auch eine symbolische Bedeutung: „Für mich ein schönes Bild dafür, was die Mehrerau ist und mehr und mehr sein soll: eine Quelle des Lebens. Wir wollen aus unserer Spiritualität heraus für die Menschen, die hier her kommen, ein Ort der Erholung und Kraftquelle sein.“


„Wir wollen aus unserer Spiritualität heraus für die Menschen, die hier her kommen, ein Ort der Erholung und Kraftquelle sein.“
Abt Vinzenz Wohlwend
Ein weiteres großes Projekt des Klosters, dessen älteste Teile 900 Jahre alt sind, sind die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, die bis zum 800-jährigen Ordensjubiläum 2027 fertiggestellt sein sollen. „Im Sinne der Schöpfung wollen wir das Gute pflegen und instand setzen sowie historisch bedeutende Räumlichkeiten erhalten”, erklärt der Abt.

Für 19 Klöster weltweit zuständig
In seiner Funktion als Abt ist er im Rahmen der Mehrerauer Kongregation für 19 Zisterzienserklöster weltweit verantwortlich – darunter in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien, Tschechien, Slowenien und den USA. Alle drei Jahre muss er in seiner Funktion diese Klöster visitieren. Ein Job also, in dem er viel unterwegs ist. Wichtig ist dem Geistlichen allerdings, dass die Gemeinschaft in ihrem Handeln im Sinne des Klimas nachhaltig ist. „Es geht dabei nämlich um nichts weniger, als die Zukunft unserer Kinder”, betont er den Schutz der Umwelt.

Privat zieht es Abt Vinzenz Wohlwend oft in die Natur. Er bewegt sich gerne, entweder mit dem Rad, beim Spazieren oder Schwimmen im Bodensee und seit Neuestem auch mit seinem Campingbus. Auch Treffen mit Freunden und das Kochen und Backen gehören zu seinen Hobbys. Anlässlich seiner Jubiläen feiert er am Dienstag (19. September) um 16:30 Uhr in der Abteikirche gemeinsam mit seinen Mitbrüdern einen Gottesdienst, der auch öffentlich ist.

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Zur person: Abt Vinzenz Wohlwend
geboren am 15. Oktober 1969 als zweites von vier Kindern in Grabs in der Schweiz.
Er wuchs in Schaan (FL) auf, wo er die Primarschule absolvierte.
Von 1981 bis 1989 besuchte er das Gymnasium der Zisterzienser in der Mehrerau.
Nach der Matura studierte er Theologie in Salzburg, Einsiedeln (CH) und Benediktbeuern (D). Im Jahr 1990 begann er das Noviziat in der Mehrerau, legte 1991 die zeitliche Profess und 1994 die feierliche Profess ab. Von 1997 bis 2009 war er Erzieher am Collegium Bernardi, seit 1999 ist er dort Religionslehrer.
Die Priesterweihe empfing er am19. September 1998. 2009 wurde er von Abt Anselm van der Linde als Prior und Novizenmeister der Mehrerau beauftragt. Mit 1. August 2018 wurde er von Papst Franziskus als apostolischer Administrator eingesetzt. Zum 54. Abt der Mehrerau wurde er in einer freien und geheimen Wahl am 19. September 2018 gewählt. Die Bestätigung der Wahl durch Papst Franziskus erfolgte am 23. November 2018.
Sein Wappenspruch lautet “Höre, erwäge, erfülle in der Tat” aus dem Prolog der Regel des Heiligen Benedikt.
Spenden für die Klostersanierung:
Spenden unter www.mehrerau.at/spenden möglich.

