Quereinsteiger: Aufregung unter Lehrern wegen Personalmangel und Gehalt

Pflichtschullehrervertretung warnt vor Gleichstellung von Lehrern mit Ausbildung und Quereinsteigern.
Darum geht’s:
- 30% der aktuellen Lehrkräfte in Österreich gehen bis 2030 in Rente.
- Pädagogisch ausgebildete Lehrer sind skeptisch gegenüber Quereinsteigern.
- Quereinsteiger müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und zusätzliche Ausbildung absolvieren.
Bregenz Die Personalsituation an den österreichischen Schulen ist zum Teil sehr angespannt. In Vorarlberg ganz besonders. Bis 2030 gehen bundesweit 30 Prozent der jetzt unterrichtenden Personen in Pension. Jahr für Jahr spitzt sich im westlichsten Bundesland kurz vor Beginn des Schuljahres der Kampf um die Besetzung der vorgeschriebenen Schulstunden zu. Lehramtsstudenten, Pensionisten und vor allem Quereinsteiger werden händeringend gesucht, um für alle Schulen und Klassen die dafür notwendigen Pädagogen zu finden.
Überflüssige PH?
Doch die Öffnung des Lehrermarktes für Nicht-Lehrer kommt beim ausgebildeten Personal nicht vorbehaltlos gut an. “Ich bekomme immer wieder Meldungen von Kollegen, welche die Aufnahme von Quereinsteigern kritisch sehen. Sie fragen sich: Werden nicht ausgebildete Lehrer jetzt gleich bezahlt wie ausgebildete?”, berichtet Pflichtschullehrervertreter Willi Witzemann (64). Besonders die mangelnde pädagogische Ausbildung sei ein Punkt, die Kritiker der Quereinsteiger-Modelle anprangern.

“Und dann gibt es in Lehrerkreisen auch noch eine weitere Befürchtung. Nämlich die, dass angehende Lehrer erst gar nicht mehr in die Pädagogische Hochschule gehen, sondern die Möglichkeit sehen, auch ohne pädagogisches Studium die Lehrbefugnis zu erhalten.”
Die Grundvoraussetzungen
Drei Grundvoraussetzungen für den Einstieg in den Lehrberuf müssen Quereinsteiger freilich mitbringen. Die da wären:
- Ein abgeschlossenes, fachlich geeignetes oder facheinschlägiges Studium an einer Universität oder Fachhochschule im Umfang von mindestens 180 EC (Bachelorniveau). In Mathematik wäre ein fachlich geeignetes Studium zum Beispiel Betriebswirtschaft, ein facheinschlägiges Studium oder das Diplomstudium Mathematik.
- Eine nach dem Studium liegende, fachlich geeignete Berufpraxis im Ausmaß von mindestens drei Jahren – in Mangelsituationen reichen auch eineinhalb Jahre. Beispiele dafür: Eine Tätigkeit in einer Wirtschaftsprüfungskanzlei oder bei der Personalauswahl in einem Personalberatungsunternehmen, eine Tätigkeit als Statistiker oder Ähnliches.
- Ein positiver Abschluss des Eignungsfeststellungsverfahrens bei Bewerbungen für den Sekundarbereich.
Gehaltsstufe eins
Die angehenden Aushilfslehrer müssen zudem einen sogenannten On-Boarding-Kurs an der Pädagogischen Hochschule belegen. Dieser dauert in der Regel zwei Wochen und findet vor Schulbeginn statt. Zudem müssen die Quereinsteiger innerhalb von acht Jahren eine zusätzliche pädagogische Ausbildung absolvieren.

Und dennoch dreht sich für das Jawort zur Schule bei vielen potenziellen Quereinsteigern vieles ums Geld. “In der Regel werden diese befristet zum Anfangsgehalt eines ausgebildeten Lehrers angestellt”, berichtet Elisabeth Mettauer, Leiterin Abteilung Kommunikation in der Bildungsdirektion. Im besten Fall gibt’s eine Einstufung in die Gehaltsstufe zwei, so die Bewerberin/der Bewerber eine facheinschlägige Vordienstzeit von über drei Jahren nachweisen kann.

Keinerlei Spielraum gibt es für aus der Pension zurückkehrende beamtete Lehrer. Sie müssen bei ihrem Comeback zwingend in Gehaltsstufe eins anfangen.
Im heurigen Schuljahr sind in Vorarlberg 185 Quereinsteiger, 127 Lehramtsabsolventen, 68 Lehramtsstudierende und 38 Pensionisten in den Unterrichtsbetrieb eingestiegen.