Schrille Klänge und fliegende Fetzen rund um die Musikschule Lustenau

Vorarlberg / 20.09.2023 • 16:40 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
<p class="caption">Da war die Welt für alle noch in Ordnung. Die Gemeindeverantwortlichen spielen Dietmar Nigsch ein Ständchen. <span class="copyright">Gemeinde</span></p>

Da war die Welt für alle noch in Ordnung. Die Gemeindeverantwortlichen spielen Dietmar Nigsch ein Ständchen. Gemeinde

Lehrer solidarisieren sich mit ihrem neuen Chef Dietmar Nigsch. Schwere Vorwürfe der Verletzung des Datenschutzes.

Darum geht’s:

  • Der neue Direktor der Musikschule Lustenau wird wegen fehlender Qualifikationen kritisiert.
  • Es wurden Vorwürfe erhoben, dass persönliche Daten des Direktors weitergegeben wurden.
  • Die Lehrer der Musikschule stehen loyal zum neuen Direktor.

Lustenau In der Rheintalischen Musikschule Lustenau dominieren derzeit die Misstöne. Seit aus der Musikschulszene plötzlich Vorwürfe der mangelnden Qualifikation des frisch gekürten neuen Direktors Dietmar Nigsch an Gemeinde und Land herangetragen wurde, ist Feuer am Dach.

Im altehrwürdigen Gebäude der Musikschule Lustenau, wo früher die Handelsschule untergebracht war, brodelt es. <span class="copyright">Gemeinde/Marcel Hagen</span>
Im altehrwürdigen Gebäude der Musikschule Lustenau, wo früher die Handelsschule untergebracht war, brodelt es. Gemeinde/Marcel Hagen

Nigsch wird vorgehalten, keinen beglaubigten Nachweis einer pädagogischen Eignung erbringen zu können. Eine einschlägige Ausbildung in Rotterdam entspreche nicht den geforderten Standards, eine Anerkennung in Österreich sei nicht erfolgt. An die vollständige Anerkennung seiner Qualifikation als Direktor könnten Förderungen vom Land verknüpft sein. Von diesem erhält die Rheintalische Musikschule Lustenau laut Auskunft der Finanzabteilung allein für Personalangelegenheiten knapp 1,2 Millionen Euro jährlich.

Doris Glatter-Götz wird von Vizebürgermeister Daniel Steinhofer beschuldigt, illegal Daten über Dietmar Nigsch weitergegeben zu haben.
Doris Glatter-Götz wird von Vizebürgermeister Daniel Steinhofer beschuldigt, illegal Daten über Dietmar Nigsch weitergegeben zu haben.

Schwere Geschütze

Bürgermeister Kurt Fischer sowie dessen Stellvertreter Daniel Steinhofer, seines Zeichens auch Kulturgemeinderat und als solcher für die Musikschule zuständig, sind ob der Vorhaltungen erzürnt. „Es handelt sich hier um eine reine Formalität. Um Dietmar Nigsch das Leben schwer zu machen, wurden sogar gravierende Verstöße gegen das Datenschutzgesetz begangen“, fährt Steinhofer mit schweren Geschützen auf. Konkret beschuldigt er den Rankweiler Musikschuldirektor Ingold Breuss Daten weitergegeben zu haben, die er nicht einfach hätte weitergeben dürfen. „Es wurden persönliche Daten aus Nigschs Personalakt von Rankweil nach Lustenau übermittelt. Glatter-Götz ist mit diesen Daten dann bei der Gemeinde vorstellig geworden.“

Breuss rechtfertigt sich

In der Personalvertretung Rankweil wird die Angelegenheit ähnlich bewertet. „Musikschuldirektor Breuss hat aus dem Personalakt Dietmar Nigschs gesetzeswidrig Daten weitergereicht“, sagt ein mit dem Fall vertrautes Mitglied der Personalvertretung. Dietmar Nigsch war längere Zeit stellvertretender Direktor der Musikschule Rankweil. Als Grund für die Aktivitäten des Schulleiters wird ein persönliches Zerwürfnis zwischen Breuss und Nigsch vermutet.

Ingold Breuss, Direktor der Musikschule Rankweil Vorderland, wehrt sich gegen Vorwürfe der Verletzung des Datenschutzes. <span class="copyright">VOL</span>
Ingold Breuss, Direktor der Musikschule Rankweil Vorderland, wehrt sich gegen Vorwürfe der Verletzung des Datenschutzes. VOL

Während Glatter-Götz gegenüber vn.at keine Stellungnahme abgeben wollte, tat dies Ingold Breuss. Er verwehrt sich gegen den Vorwurf der Datenschutzverletzung. „Es ist ein absolut normaler Vorgang, dass Musikschulleiter bei Personalangelegenheiten wie jener von Dietmar Nigsch grundlegende Informationen austauschen. Es muss ja bekannt sein, was für Abschlüsse der Bewerber für eine Schulleiterstelle vorzuweisen hat“, rechtfertigt sich Breuss. Offene Fragen über Nigsch hätten sich in Gesprächen zwischen Glatter-Götz und dem früheren Leiter des Musikschulwerks, Peter Heiler, ergeben. Heiler war für vn.at nicht erreichbar.

Frank Bösch berichtet von großer Solidarität der Musikschullehrer mit dem neuen Direktor Dietmar Nigsch. <span class="copyright">VOL</span>
Frank Bösch berichtet von großer Solidarität der Musikschullehrer mit dem neuen Direktor Dietmar Nigsch. VOL

Loyal zum neuen Chef

In Lustenau scheint Doris Glatter-Götz bei den Gemeindeverantwortlichen unten durch zu sein. So wurde sie laut Kulturgemeinderat Steinhofer nach Bekanntwerden ihrer Aktivitäten rund um Dietmar Nigsch aus der „Arbeitsgemeinschaft Neue Kulturstrategie der Gemeinde“ eliminiert.

Die Lehrer an der Rheintalischen Musikschule in Lustenau üben sich indes in Loyalität zu ihrem neuen Chef. „Ich will die Vorgänge nicht kommentieren. Aber was ich wahrnehme, ist eine große Solidarität mit Dietmar Nigsch“, sagt Personalvertreter Frank Bösch.