Zwei Auerhühner und zwei Gutachter

Vorarlberg / 21.09.2023 • 18:35 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Der Bikepark ist ein Pfeiler des Sommertourismus im Brandnertal. Die Frage ist, ob Tourismus und Artenschutz unter einem Hut Platz finden. VN/Lerch
Der Bikepark ist ein Pfeiler des Sommertourismus im Brandnertal. Die Frage ist, ob Tourismus und Artenschutz unter einem Hut Platz finden. VN/Lerch

Landesverwaltungsgericht muss sich weiterhin mit Erweiterung des Bikeparks Brandnertal beschäftigen.

Bregenz Die Größe der beiden geschaffenen Ersatzhabitate oder Ruhezonen sei mehr als ausreichend, selbst bei einer positiven Populationsentwicklung der Auerhühner am Loitschkopf im Brandnertal. Am Landesverwaltungsgericht dreht sich viel um die Frage, was diese Aussage in einem Gutachten von 2018 im Detail bedeutet.

Fragile Population

Der Verhandlung ging seit 2019 ein langer Instanzenweg voraus. Nun muss das Landesverwaltungsgericht entscheiden, ob für die Erweiterung des Bikeparks eine artenschutzrechtliche Ausnahmebewilligung benötigt wird. Ein entsprechendes Gutachten wurde eingeholt und am Donnerstag verhandelt. Eine aufschiebende Wirkung hatte dieser Instanzenweg nicht. Sprich: Während im Gerichtssaal der Stand von 2018 debattiert wird, sind die beiden fraglichen Trails bereits in Betrieb. Im Detail geht es um die Erweiterung des Bikeparks Brandnertal um zwei Trails am Loitschkopf. Dies ist aber auch der Lebensraum des Auerhuhns und Birkhuhns, bedrohte Tierarten. Die Vogelschutzrichtlinie verlangt, dass erhebliche Störungen, die den Erhalt der Art gefährden, zu unterbinden sind.

Am Loitschkopf kommt erschwerend hinzu, dass die dortigen Auerhühner als die einzig mögliche Quellpopulation Vorarlbergs gelten, durch die sich der Bestand der Auerhühner erholen kann. Für den Amtssachverständigen gilt diese aber auch als fragil, schließlich weiß man gesichert nur von zwei Auerhennen am Loitschkopf. Die beiden neuen Trails bedeuten für ihn, trotz aller Anpassungen, drei Kilometer zusätzlicher Weg und durch das attraktivere Angebot auch mehr Frequenz. Und mehr Personen am Berg bedeuten für die sehr reviertreuen Auerhühner mehr Stress und geringeren Bruterfolg. Sein Fazit: Die Erweiterung sei eine erhebliche Störung der Wildvögel, die durch die Ruhezonen allein nicht wettgemacht werde.

Für die Gemeinden angesichts ihrer Interpretation des Gutachtens von 2018 eine Überraschung. Bürserberg und Brand haben nun sechs Wochen ab Zustellung des Verhandlungsprotokolls Zeit, ihre Reaktion in der Gemeindevertretung zu besprechen und zu entscheiden. VN-RAU

Das Auerhuhn braucht lichte Wälder und wenig Überraschungsbesuche.
Das Auerhuhn braucht lichte Wälder und wenig Überraschungsbesuche.