Jeder für sich und Gott mit uns allen

Vorarlberg / 26.09.2023 • 18:37 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Der Saal fasst gut 700 Menschen, kaum ein Sitzplatz bleibt leer. Gemurmel und Gelächter unterfüttern die aufgeräumte Stimmung. Zu spät Kommende quetschen sich durch die Reihen. Gleich geht es los. Die Dame vor uns durchwühlt hastig ihre Tasche, aber zu spät: Zweimal hintereinander niest sie, so verhalten, wie es der plötzliche Anfall eben erlaubt. Der Vordermann zieht unwillkürlich den Kopf ein. Sie putzt sich die Nase. Er klappt den Kragen hoch.

Ein Paar etwas weiter links trägt Masken. Sie sind die einzigen im Saal. Sie wirken wie Relikte aus vergangenen Tagen. Man trüge ja selbst eine Maske im Sakko, noch frisch verpackt aus Pandemiezeiten, aber… Es wird dann ein schöner Abend. Die Musik zerstreut die krausen Gedanken. Der Teil in mir, der sich nicht erinnern will, gewinnt. So geht es vielen.

Als die Pandemie Ende Februar 2020 ins Land zog, haben staatliche Verordnungen dafür gesorgt, dass die Menschen sich und andere schützten. Heute legen wir unsere ganze Kraft in die Hoffnung, dass es nie wieder so schlimm kommen werde. Regierungen, die vor dem Anblick rechter Wahlsiege in die Knie gehen, werden sich hüten, den Menschen erneut Verzicht abzuverlangen. Die Bürger bleiben sich selbst überlassen. Ein Land übt die Eigenverantwortung. Das könnte spannend werden.