Lehrer Peter Sinz (65) könnte in Pension: Warum er aber zwei Jahre weiter unterrichtet

Vorarlberg / 26.09.2023 • 16:30 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Lehrer Peter Sinz (65) könnte in Pension: Warum er aber zwei Jahre weiter unterrichtet
Pensionierte Lehrkräfte wie Peter Sinz werden eingesetzt, um den Lehrkräftemangel zu dämpfen. VN/Steurer

Ein Junglehrer mit 65 Jahren: Peter Sinz könnte in Pension, doch unterrichtet wegen Personalmangel und auf Wunsch seiner Schüler noch zwei Jahre weiter.

Darum geht’s:

  • Peter Sinz ist seit 25 Jahren Lehrer an der HTL Bregenz.
  • Obwohl er nun in Pension gehen könnte, unterrichtet er noch zwei Jahre weiter.
  • Pensionierte Lehrkräfte werden eingesetzt, um den Lehrkräftemangel in Österreich zu bekämpfen.

Bregenz Wenn Peter Sinz von seinem Beruf erzählt, springt der Funken sofort über. Seit 25 Jahren unterrichtet er an der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt (HTL) Bregenz als Elektrotechniklehrer. Wir treffen ihn nicht in einem gewöhnlichen Klassenzimmer, sondern im Hochspannungslabor. Hier vermittelt er nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes spannenden Stoff, sondern auch den praktischen Nutzen der Theorie: „Ich arbeite sehr gerne mit jungen Leuten zusammen, das ist das Entscheidende am Lehrerberuf. Ich sehe das Lehrerdasein ähnlich wie eine Firma und ein Kunde, der sich die bestmögliche Leistung erwartet”, bringt der Bregenzer seine Motivation auf den Punkt.

Hier springt der Funke über: Der Pädagoge bringt im Hochspannungslabor die Praxis näher. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Hier springt der Funke über: Der Pädagoge bringt im Hochspannungslabor die Praxis näher. VN/Steurer

Im Oktober könnte er in den wohlverdienten Ruhestand gehen – eigentlich. Doch der 65-Jährige unterrichtet noch zwei Jahre länger. Mehrere Dinge waren dafür ausschlaggebend, erklärt der Pädagoge. Der wichtigste Grund für ihn war eine Umfrage in der letztjährigen dritten Klasse, in der er derzeit unterrichtet. „Alle 18 Schülerinnen und Schüler haben in der geheimen Abstimmung angegeben, dass sie mich bis zur fünften Klasse als Lehrperson behalten wollen”, sagt Sinz mit einem Lächeln. Aus pädagogischer Sicht sei ein Lehrerwechsel vor der Matura außerdem immer eine schwierige Sache.

Alle 18 Schülerinnen und Schüler sprachen sich dafür aus, dass Herr Sinz sie bis zur Matura weiter unterrichtet.<span class="copyright"> VN/Steurer</span>
Alle 18 Schülerinnen und Schüler sprachen sich dafür aus, dass Herr Sinz sie bis zur Matura weiter unterrichtet. VN/Steurer

Nicht nur die Schüler schätzen die zusätzliche Zeit mit dem Lehrer, der es versteht, wie man den Funken der Begeisterung für die Elektrotechnik zündet. Auch die Schule begrüßt insbesondere angesichts des Lehrermangels seine Entscheidung. Denn Lehrkräfte im Ruhestand oder kurz vor Pensionsantritt sollen neben Quereinsteigern und Studierenden die Personalnot an Österreichs Schulen dämpfen. „Natürlich hat auch ein gewisses Pflichtbewusstsein gegenüber der Schule bei der Entscheidung eine Rolle gespielt”, nennt der Bregenzer, der auch als Social Networker an der Schule tätig ist, einen weiteren Grund.

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32 Pensionisten

In Vorarlberg führen dieses Jahr 32 Pensionistinnen und Pensionisten ihren Dienst fort. „Im höheren Schulbereich kommt es sowohl in der AHS als auch in der BMHS zum Einsatz von Pensionisten. Viele decken die berufsbildenden Fächer, vor allem im technischen Bereich, ab. Auch Mathematik, Naturwissenschaften und Deutsch werden von ihnen unterrichtet. Im Pflichtschulbereich engagieren sich die Pensionistinnen und Pensionisten vor allem in der Volks- und Mittelschule. In der Mittelschule wird das gesamte Fächerspektrum unterrichtet”, erklärt Elisabeth Mettauer von der Bildungsdirektion. Im Pflichtschulbereich wurden über 300 Lehrpersonen, die in den vergangenen Jahren in Pension gegangen sind, durch die Bildungsdirektion kontaktiert. An höheren Schulen ist es üblich, dass die Direktoren persönlich auf die Lehrpersonen zugehen.

„Man muss als Lehrperson Menschen mögen", ist sich der Bregenzer sicher.<span class="copyright"> VN/Steurer</span>
„Man muss als Lehrperson Menschen mögen", ist sich der Bregenzer sicher. VN/Steurer
25 Jahre unterrichtet der 65-Jährige schon an der HTL Bregenz: „Es ist ein schöner Beruf." <span class="copyright">VN/Steurer</span>
25 Jahre unterrichtet der 65-Jährige schon an der HTL Bregenz: „Es ist ein schöner Beruf." VN/Steurer

Vergütung wie ein Junglehrer

Die beamteten Rückkehrer müssen mit einem neuen Arbeitsvertrag beginnen und werden dementsprechend wie eine Lehrperson in ihrem ersten Dienstjahr vergütet. „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen – das Lehrerdienstrecht ist Bundessache – bieten leider keinen Spielraum für spezielle Anreize. Es laufen aber Gespräche zwischen den Ministerien und auch zwischen Bund und Ländern hinsichtlich einer höheren Gehaltseinstufung für pensionierte Lehrkräfte”, heißt es von Seiten der Bildungsdirektion.

Dem Pädagogen fehlt die politische und gesellschaftliche Wertschätzung für den Lehrerberuf. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Dem Pädagogen fehlt die politische und gesellschaftliche Wertschätzung für den Lehrerberuf. VN/Steurer

Für den Lehrkräftemangel sieht Peter Sinz verschiedene Ursachen verantwortlich. „Die Wertschätzung von politischer, aber auch gesellschaftlicher Seite ist über die Jahre hinweg immer geringer geworden. Früher waren Lehrpersonen in der Gesellschaft anerkannt. Das Positive, das sie leisten, geht angesichts von ein paar schwarzen Schafen unter.” Zudem würden gerade im technischen Bereich die Hürden immer höher, um zu unterrichten. Wo früher noch eine abgeschlossene Lehre genügte, brauche es heute mindestens einen Bachelor. „Hinzu kommt, dass das Gehalt im Vergleich zur Wirtschaft niedrig ist. Gerade in Vorarlberg mit den hohen Lebenshaltungskosten ist es mit dem Grundgehalt sehr schwierig.”

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