Wie Radfahrer für einige Stunden das Ried eroberten

VN/Steurer (alle)
Autofreier Sonntag: Für Hunderte Radbegeisterte wurde zumindest kurzzeitig ein Wunsch Wirklichkeit.
Lauterach Schauplatz Lauteracher Ried: Für einen Autofahrer mit Schweizer Kennzeichen am Wagen endet die Fahrt Richtung Senderstraße an diesem Sonntagvormittag um kurz vor 10.30 Uhr vor einer Fahrverbotstafel. „Anrainer, Landwirtschaftlicher Verkehr und Radfahrer frei”, steht unter dem Schild geschrieben. Für den Pkw-Lenker heißt es genauso wie für die nachfolgenden Wenden.
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Unterdessen treffen Helferinnen und Helfer ein paar Hundert Meter weiter bei der Senderbrücke die letzten Vorbereitungen für den „plan b Rad-Ried-Tag”. Sie stellen Tischgarnituren in und neben dem Holzkonstrukt auf. Auf der Straße daneben entsteht ein Radparcours für Kinder.

Um kurz nach 11 Uhr biegt eine Radfahrergruppe um die Kurve. Biker aus mehreren Gemeinden sind beim Fußballplatz in Lauterach gestartet und treten nun für die letzten Meter bis zum Festplatz mit oder ohne Strom in die Pedale.

Einer der ersten, die eintreffen, ist Lauterachs Bürgermeister Elmar Rhomberg. „Seit Jahren wird einmal im Jahr für einen Tag das Ried gesperrt. Während Corona entstand die Idee, dass wir das gerne jeden Sonntag so hätten”, erläutert der Sprecher der sogenannten „plan b”-Gemeinden die Bemühungen rund um Mobilität und das Naturschutzgebiet und fügt hinzu: „Das ist natürlich nicht einfach, aber möglich. Und gerade hinsichtlich des Klimawandels und der Mobilitätsproblematik wohl keine wahnsinnige Forderung.”
Plan B-Gemeinden
Gemeinsames Mobilitätsmanagement der Gemeinden Bregenz, Hard, Kennelbach, Lauterach, Lustenau, Schwarzach, Wolfurt
Rund 2300 Radfahrer traten dieses Jahr beim Radius-Fahrradwettbewerb in der „plan b”-Region in die Pedale. Dies sind 23 Prozent aller Vorarlberger Teilnehmerinnen und Teilnehmer und sechs Prozent österreichweit.
Insgesamt wurden über 2,3 Millionen Rad-Kilometer gesammelt
Kurz nach der Radgruppe aus Lauterach trifft auf der gegenüberliegenden Seite eine zweite Gruppe aus Lustenau ein. Am Straßenrand reihen sich mittlerweile Hunderte Fahrräder, E-Bikes, Rikschas und Rennräder aneinander. Viele der Zweiräder sind mit Anhängern bestückt.



„Also ich finde es super, einmal ungestört durch das Ried radeln zu können”, sagt etwa Janez aus Dornbirn. Er und seine Frau Dagmar haben ihre Räder soeben am Straßenrand geparkt.

„Zumindest bei Schönwetter sollte die Straße am Sonntag für Autofahrer gesperrt werden”, ist sich Janez sicher und Dagmar ergänzt: „Auf so einer ebenen Straße zu fahren, ist für Kinder viel besser zum Üben, wenn sie noch nicht so sicher sind.”

Soeben aus Lustenau hergeradelt ist Patrick mit seiner Familie. „Leider fehlt mir die Zeit, auch zur Arbeit mit dem Rad zu fahren”, bedauert er und rechnet vor, „da ginge ein zusätzlicher Arbeitstag drauf. Vielleicht sollte auch überlegt werden, wie die Öffi- und Radwegsituation im verdichteten Rheintal attraktiver werden könnte.”

Aus der Senderbrücke schallen mittlerweile musikalische Klänge. Helferinnen und Helfer bereiten die Schlussverlosung des Radius-Fahrradwettbewerbs vor. Im Freien zirkeln Kinder mit farbenfrohen Rädern und Helmen durch den Parcours und meistern kleine Hindernisse.

Für Jakob Maldoner und Miriam Knitel geht es mit Tochter Adriana (4) ab ins Grüne und zum Entdecken, Hören, Riechen und Schmecken. „Familien-Natur-Rallye” steht auf der laminierten grünen Karte geschrieben, die Adriana herzeigt. „Das ist eine großartige Aktion hier”, sagt Miriam Knitel, blickt über das Veranstaltungsgelände und fügt hinzu: „Man sieht das auch am großen Anklang, welchen die Veranstaltung findet.”

