Neue FH-Studienplätze gehen am Bedarf vorbei

Vorarlberg / 02.11.2023 • 22:36 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
An der FH bewerben sich jedes Jahr mehr als 100 Menschen für den Studiengang Soziale Arbeit.
An der FH bewerben sich jedes Jahr mehr als 100 Menschen für den Studiengang Soziale Arbeit.

Bund schreibt 350 MINT-Studienplätze aus. In Vorarlberg bräuchte man Platz in anderen Studienfächern.

Dornbirn, Wien Die Fachhochschule Vorarlberg bietet momentan Platz für rund 1600 Studentinnen und Studenten. Die Zahl der Studienplätze steigt stetig, trotzdem kann der Bedarf längst nicht gedeckt werden. Jetzt schreibt das Bildungsministerium weitere 350 Studienplätze für die Fachhochschulen in Österreich aus. Plätze, die in Vorarlberg am Bedarf vorbeigehen.

Wenn Politikerinnen und Politiker über FH-Studien sprechen, stehen in der Regel sogenannte MINT-Fächer im Fokus. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Auch der Standort Vorarlberg wird speziell mit den Leistungen und Ausbildungen in den MINT-Fächern beworben. Schließlich benötigen Unternehmen im Land vor allem Fachkräfte aus diesen Bereichen. Folgerichtig hat Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) für das kommende Jahr österreichweit 350 MINT-Plätze schaffen lassen. Auch Polaschek argumentiert mit dem Fachkräftemangel. Daher sei das FH-Budget 2024 insgesamt um 95,8 Millionen Euro aufgestockt worden.

Technik im Fokus

Gefördert werden Studienplätze in bestehenden Studiengängen sowie „innovative neue“ Angebote, „die auf den Erwerb von Kompetenzen zur Bewältigung der digitalen und ökologischen Transformation ausgerichtet sind“, sagt Polaschek. Gemeint sind eben MINT-Studienplätze in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Aber auch interdisziplinäre Studien sollen berücksichtigt werden, die einen Technikanteil von mindestens 25 Prozent des Curriculums aufweisen können. Die Fachhochschulen können sich jetzt um diese Zusatzplätze bewerben.

Auch Vorarlberg wird sich um die Plätze bemühen. „Natürlich werden wir uns beteiligen“, bestätigt FH-Rektorin Tanja Eiselen. Es sei allerdings schwierig, einen zusätzlichen Platz zu ergattern. „Es werden vermutlich wieder rund 1200 bis 1500 Anträge einlangen. Der Bedarf ist riesig, der Bund schreibt aber relativ wenig Plätze aus. Das ist jedes Jahr das Gleiche“, sagt Eiselen.

Soziale Arbeit sehr gefragt

Das mit dem Bedarf ist aber so eine Sache. Zwar sieht ihn die Rektorin auch in den MINT-Fächern. Aber es sei gar nicht so einfach, die Studienplätze zu besetzen. „Da haben wir keine übergroße Bewerberzahl, in Mathematik etwa sind es relativ wenige.“ Die FH-Rektorin fügt an: „Und wir brauchen nicht nur Techniker. Wir brauchen Menschen in der sozialen Arbeit und der Betriebswirtschaft.“ Bei der Betriebswirtschaft sei man relativ gut aufgestellt. Aber der Studiengang Soziale Arbeit sei viel zu klein. „Da sollte man massiv aufstocken. Es gibt einen riesigen Bedarf, wahnsinnig viele Bewerberinnen und auch die Nachfrage der Institutionen nach Absolventinnen ist groß. Aber der Bund zahlt in dem Bereich einfach keine neuen Plätze.“

Momentan verfügt die FH in diesem Bereich über rund 30 Vollzeit-Studienplätze und 20 berufsbegleitende. „Wir haben weit über 100 Bewerbungen pro Jahr“, erläutert Eiselen. Nachsatz: „Der Bund schreibt aber seit Jahren nur MINT-Plätze aus.“

„Wir brauchen nicht nur Techniker, sondern auch Menschen in der sozialen Arbeit.“

Neue FH-Studienplätze gehen am Bedarf vorbei