„Lüt im alto Häß“ und ein paar Gans neue Auflagen

Eduard, butz do Bart, z’Dorobiro ischt Martinimart! Die Messestadt zum 46. Mal in Nostalgiemarkt-Feierlaune.
Dornbirn Doris Hämmerle-Ilg (44) hat diesmal ein besonderes Accessoire dabei. „Die Nachbarn haben letztes Jahr den Heustock aufgeräumt, und da ist diese ,Schesa‘ herausgekommen. Sie ist aus dem 19. Jahrhundert“, erzählt die Dornbirnerin. Die anderen Besucher haben den alten Korb-Kinderwagen, also die Schesa, schnell als Fotomotiv für sich entdeckt. Viele von ihnen tragen, wie es sich für eingefleischte Fans gehört, altes „Häß“. „Ich bin eigentlich jedes Jahr am Martinimarkt. Es macht Spaß, wenn man das alte Häß wieder einmal herausziehen kann. Das meiste stammt von der Oma. Den Fuchs hatte sie bis vor wenigen Jahren noch an“, sagt Doris Hämmerle-Ilg. Die 44-Jährige ist bei Weitem nicht die Einzige, die sich für diesen Anlass das Fell des rotbraunen Wildhundes um die Schultern geschlungen hat.
Selten ist die Fuchspelzdichte so hoch wie am Dornbirner Martinimarkt. Das gilt auch für Persianer, Hüte, Zylinder oder Fracks. „Mein Mann hat Füchse gejagt, und dann ist eine nach der anderen gekommen und wollte auch einen“, erklärt Marlies Moosmann (62), die, wenn es geht, jedes Jahr mit ihren Freundinnen auf den Martinimarkt kommt. „Es ist ein Treffpunkt zum Plausch und wir können das alte Häß wieder einmal ausführen. Wir gehen ja auch gerne ‚maschgoro‘.“
Ohne Frau Gans
Es ist der 46. Martinimarkt. „D‘Lüt im alto Häß“ trotzen dem Regen und stimmen sich seit 8.48 Uhr im Stadtmuseumspark bei Riebel, Kaffee und Sekt auf das Fest ein. Auch Eduard ist schon da. Der Ganter hat seit 2013 kurz nach zehn Uhr auf der Stiege beim Roten Haus seinen „Gans“ großen Auftritt. Heuer ist er zum ersten Mal ohne seine Frau und Vorgängerin, das „Martinile“, da. „Zwei Gänse dürfen nicht mehr in den Wagen, weil er zu klein ist“, erläutert „Gänsemama“ Gertraud Meusburger. Auch das Gans-Streicheln ist nunmehr tabu. „Für die Kinder war es schön, dass sie Eduard angreifen durften, aber der Tierschutz lässt das nicht mehr zu“, ergänzt Gertraud Meusburger. Die 70-Jährige hat daher, wie schon während der Vogelgrippe, einen Ersatzganter aus Filz dabei. Der Leiterwagen, auf dem Eduard gleich zum Marktplatz gezogen wird, musste so umgebaut werden, dass er seinen Hals nicht mehr herausstrecken kann. „Normalerweise hätten wir auch noch ein Gitter und eine Decke darüber tun müssen. Wir haben das jetzt mit Efeu gemacht“, merkt Gertraud Meusburger an. Um 9.49 Uhr ist es so weit. „D‘Lüt im alto Häß“ ziehen gemeinsam zur Stiege des Roten Hauses, wo um 10 Uhr Bürgermeisterin Andrea Kaufmann den offiziellen Startschuss geben wird.
Eduard solle heute sein Bestes geben, meint die Bürgermeisterin eingangs in Richtung Ganter. „Mir hond hüt ganz bsundrige Gäscht.“ Neben ihr auf der Stiege steht zum ersten Mal Landeshauptmann Markus Wallner. „Ich war gestern noch in Wien“, berichtet er. „Ich bin um 5 Uhr aufgestanden, damit ich rechtzeitig zum Martinimarkt kommen kann.“ Mit dem alten „Häß“ habe ihm Martin Ruepp, der ehemaligen Dornbirner Vizebürgermeister, ausgeholfen.
„Auch wenn der Eduard heuer scharfe Auflagen bekommen hat, möchten wir die Übergabe trotzdem machen, weil das immer der offizielle Start des Martinimarkts ist. Also Eduard, brav sein, ich bin ganz lieb zu dir“, erklärt die Bürgermeisterin wenig später und meint damit unter anderem die Auflage, dass nur zwei Personen den Ganter berühren dürfen. Eduard verhält sich vorbildlich. Die Baldriantropfen, die er am Morgen bekommen hat, zeigen Wirkung. „Du darfst ihn nicht angreifen“, ermahnt Andrea Kaufmann den Landhauptmann noch, dann ist der 46. Martinimarkt offiziell eröffnet. Oder wie es in Dornbirn heißt: „Eduard, butz do Bart, z’Dorobiro ischt Martinimart!“ vn-ger



Der Landeshauptmann entschuldigte sich bei Bürgermeisterin Andrea Kaufmann, weil er Ganter Eduard verbotenerweise berührte.