Ideen für moderne Friedhofskultur in Haselstauden

Vorarlberg / 20.11.2023 • 16:10 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Ideen für Grabbegrünung, die nicht viel gepflegt werden muss, wurden vorgestellt.<span class="copyright"> VN-pes</span>
Ideen für Grabbegrünung, die nicht viel gepflegt werden muss, wurden vorgestellt. VN-pes

Eine Ausstellung setzte sich mit der Frage einer zeitgemäßen Friedhofsgestaltung auseinander.

Dornbirn „Erinnerungskultur im Wandel“ lautete der Titel einer Ausstellung, die kürzlich am Friedhof Haselstauden stattfand. Ziel war es, auszuloten, wie sich ein Friedhof in der heutigen Zeit präsentieren könnte. Mitgewirkt haben daran auch der Haselstauder Künstler Gerhard Winkler und Conrad Amber, Buchautor und Experte für Stadtbegrünung. „Die Bestattungskultur hat sich stark verändert“, weiß Bestatter Thomas Willam, Mitorganisator der Ausstellung.

Josef Fersterer (Projektleiter, v.l.) Conrad Amber (Begrünungskonzepte), Prof. Gerhard Winkler (Akad.Maler) und Bestatter Thomas Willam.
Josef Fersterer (Projektleiter, v.l.) Conrad Amber (Begrünungskonzepte), Prof. Gerhard Winkler (Akad.Maler) und Bestatter Thomas Willam.

„Heute haben wir 85 Prozent Feuerbestattungen“, erklärt er. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Manche Hinterbliebenen wollen sich vielleicht nicht die Arbeit machen, ein Grab zu pflegen, andere halten ohnehin wenig von religiösen Ritualen und ziehen daher die Feuerbestattung einer Beerdigung vor. Thomas Willam aber ist sich sicher: „Die Infrastruktur des Friedhofs beeinflusst die Entscheidung stark“.

Farblich gekennzeichnete Urnengräber machen die Zuordnung leichter.
Farblich gekennzeichnete Urnengräber machen die Zuordnung leichter.

So hat Conrad Amber anhand von Beispielen vorgezeigt, wie die Begrünung eines Friedhofs aussehen könnte. „Einige Bäume, die aufgestellt wurden, hätten nach der Ausstellung eigentlich wieder entfernt werden sollen. Auf vielfachen Wunsch haben wir sie aber stehen lassen“, zeigt Willam einen zählbaren Erfolg der Aktion. Amber zeigt aber auch, wie man ein Grab mit Pflanzen begrünen kann, die man nur einmal im Jahr etwas zurückschneiden muss, was den Pflegeaufwand reduziert.

Thomas Willam zeigt einen der Bäume, die nun dauerhaft den Friedhof Haselstauden verschönern.
Thomas Willam zeigt einen der Bäume, die nun dauerhaft den Friedhof Haselstauden verschönern.

Gerhard Winkler, akademischer Maler, steuerte unter anderem Ideen für die Gestaltung von Urnengräbern bei und entwarf das Modell eines Gemeinschaftsgrabs.

Strenge Gesetze

Bestatter Thomas Willam weiß, dass die Wünsche der Menschen sich geändert haben. In Österreich aber sind die Gesetze streng, die bestimmen, was bei Bestattungen erlaubt ist und was nicht. So muss etwa auch eine Urne beigesetzt werden, „nur eine Teilaschenentnahme von 200 Millilitern ist erlaubt“, nennt Willam ein Beispiel. Auch stünden bei den Menschen Waldbestattungen hoch im Kurs, die in Vorarlberg derzeit nicht möglich sind. Daher möchte er durch angemessene Begrünung den Wald quasi zum Friedhof bringen. „Es geht aber auch um gewisse Serviceleistungen“, erläutert Willam.

Das Modell eines Gemeinschaftsgrabes, das Gerhard Winkler entworfen hat.
Das Modell eines Gemeinschaftsgrabes, das Gerhard Winkler entworfen hat.

So gibt es am Friedhof Haselstauden Grablichter aus Glas statt aus Plastik aus dem Automaten und einen eigenen Schneidetisch für das Zerlegen etwa von Kränzen, mit einem Grünmüllcontainer gleich daneben. Auch der digitale Friedhof hält Einzug, so ist etwa die Suche nach den Gräbern Verstorbener über die Intersuche möglich.

Das wird häufiger gebraucht, als man denkt. Die Tradition, dass die Teilnehmer der Beerdigung den Sarg zum Grab begleiten und etwas Erde darauf streuen, kommt aus der Mode. Oft ist nach der Trauerfeier Schluss und Gäste wissen gar nicht, wo das eigentliche Grab des Verstorbenen liegt. Über das Netz kann man auch gebrauchte Grabsteine aufgelassener Gräber bekommen, eine günstigere und nachhaltige Alternative.

Ein Schneidetisch für das Entsorgen von Kränzen und Gebinden mit bereitgestellten Werkzeugen.
Ein Schneidetisch für das Entsorgen von Kränzen und Gebinden mit bereitgestellten Werkzeugen.

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