Was hinter der Erkrankungswelle steckt

Vorarlberg / 03.11.2025 • 11:50 Uhr
Was hinter der Erkrankungswelle steckt
In Vorarlberg gab es zuletzt um 15 Prozent weniger Krankenstandsmeldungen als vor einem Jahr. Viele sind jedoch massiv erkältet. Foto: VN/Paulitsch

Meist weder Corona noch Grippe: Virologin Redlberger-Fritz ortet vermehrt Erkältungen.

SCHWARZACH. Die Corona-Saison scheine milde zu verlaufen und die Grippe-Welle habe wohl noch nicht begonnen, sagt Rainer Taferner, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde. Er schließt das aus den Wahrnehmungen, die er in seiner Ordination in Bregenz macht: „Derzeit ist die Belastung mit fieberhaften Infekten der Atemwege überschaubar.“

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.

Das deckt sich mit anderen verfügbaren Informationen. Wobei: Dass Abstrichtests für Corona-, Grippe- und Respiratorische Synzytial-Viren (RSV) nicht mehr von der Kasse bezahlt werden, hält Taferner für unüberlegt: Sie hätten nicht nur die Anzahl unnötiger Antibiotika-Verschreibungen etwa reduziert, sondern auch wichtige Hinweise auf das Infektionsgeschehen gebracht, die für den Schutz von Risikopersonen relevant sind; beispielsweise also von Angehörigen, die bei einer Ansteckung besonders gefährdet sind.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.

In Bezug auf das Infektionsgeschehen muss man sich mit anderen Informationsquellen begnügen. Mit den Krankenstandsmeldungen etwa, die die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) für Arbeiter und Angestellte erfasst. Ergebnis: Mit hierzulande insgesamt 9310 in einer Woche handelte es sich zuletzt um 15 Prozent weniger als im Vorjahr. Wegen Grippe gibt es noch kaum welche und wegen Corona nur etwa 60 bis 85 pro Woche. Auch die Zahl der Meldungen wegen grippaler Infekte ist deutlich niedriger als im Herbst 2024.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.

Was Corona betrifft, ist da und dort trotzdem von einer „Monsterwelle“ und in Bezug auf die vorherrschende Virusvariante von „Frankenstein“ die Rede. Ein Blick auf die Virenlast, die in sechs Vorarlberger Kläranlagen beobachtet wird, zeigt jedoch, dass diese bei weitem nicht so groß ist wie vor einem Jahr. Momentan sei dabei weder ein eindeutiger Trend nach oben noch ein solcher nach unten feststellbar, berichtet Christoph Scheffknecht, Leiter des Umweltinstituts des Landes: „Bei den Kläranlagen Bregenz, Dornbirn und Hohenems nimmt die Virenlast eher ab, während bei den Abwasserreinigungsanlagen Hofsteig, Meiningen und Ludesch eine Zunahme zu beobachten ist.“

Vorarlberger des Tages Fotos von Christoph Scheffknecht, seit einem Jahr Leiter des Umweltinstituts Vorarlberg
Momentan sei bei der Corona-Virenlast im Abwasser weder ein eindeutiger Trend nach oben noch ein solcher nach unten feststellbar, berichtet Christoph Scheffknecht. Foto: VN/Paulitsch

Bei der Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Medizinischen Universität Wien kommen alle verfügbaren Informationen zusammen. Sie hat zunächst eine gute Nachricht: „Wir stehen mitten in einer Coronawelle, die gerade in der Plateauphase angelangt ist und relativ bald nachlassen dürfte. Es handelt sich um eine schwache bis moderate Welle, sie ist nicht so massiv wie vorhergehende in den vergangenen Jahren.“ Die Grippesaison hingegen habe noch nicht begonnen. Erfahrungsgemäß werde es erst im Dezember so weit sein.

ABD0011_20200505 – WIEN – …STERREICH: Monika Redlberger-Fritz (Virologin) im Rahmen einer PK mit dem Titel “Aktuelles” am Dienstag, 5. Mai 2020, in Wien. – FOTO: APA/ROLAND SCHLAGER – CoronaBKA2020
Jeder merke, dass etwas umgehe, sagt die Virologin Monika Redlberger-Fritz. Kein Wunder: Es gebe eine verstärkte Rhinoviren-Aktivität, die für Erkältungen sorgt. Foto: APA

„Trotzdem merkt jeder in der Bevölkerung, dass etwas umgeht, viele erkältet sind“, so Redlberger-Fritz im Gespräch mit den VN. Das komme derzeit tatsächlich sehr häufig vor. Grund: „Eine verstärkte Rhinoviren-Aktivität.“ Rhinoviren sorgen für Husten und Schnupfen beispielsweise, also heftige Erkältungen.