Donald der Große? Ernsthaft?
Man kommt ja aus dem Staunen nicht heraus. Sogar einer meiner Kollegen unter den VN-Kommentatoren hat nun seine Begeisterung für Donald Trumps Größenwahn entdeckt. Da würde ich doch – schon aus Gründen der Psychohygiene – eher zur Vorsicht raten.
Die Raubritter in Washington und Moskau wollen nicht Frieden, sondern die Ukraine (und wohl nicht zuletzt ein paar Bodenschätze) unter sich aufteilen. Mit Kapitalismus hat das übrigens nichts mehr zu tun, wie manche vielleicht noch glauben.
„Donald der Große träumt wohl auch von einem Weltreich, ob er sich mit seinem Kumpel Putin weiter so gut verträgt ist völlig offen.“
Der Rohstoffhunger, der sich nun auch auf die so hübsch benannten „seltenen Erden“ stürzt, die wir für unsere neuen Technologien benötigen, er schert sich nicht um Spielregeln des Marktes, sondern nur noch um die Spielregeln bewaffneter Macht und der Bereitschaft diese ohne jede Rücksicht auf menschliches Lebens einzusetzen. Und so ist es nun auch nicht mehr kapitalistischer Erfolg am Markt der mächtig macht – sondern bewaffnete Macht, die kapitalen Reichtum schafft. Auch für die treuen Vasallen in der ersten Reihe am Tisch. Solange sie nicht aufmucken.
Die Ukraine könnte das erste Opfer dieser neuen Weltordnung werden, auch wenn das Tauziehen zwischen Moskau und Washington noch lange nicht zu Ende ist. Es gibt ja in Europa viele Politiker, die das großartig finden, auch die russischen und nun auch amerikanischen Trolle, ob Kickl oder Kurz, die nun auch bald in Österreich regieren wollen, und denen es reicht, wenn für sie ein paar Brosamen von diesen Allmachtsfantasien für sie abfallen, für sie und ihre „Volkskanzlerträume“.
Österreich-Ungarn könnte da mal wieder eine fatale Rolle spielen. Wenn auch ganz anders als 1914 und danach. Damals riss der nationalistische Furor erst Europa und dann die Welt auseinander. Heute sind es die Raubritter in Washington und Moskau, die die Europäer gegeneinander ausspielen. Donald der Große träumt wohl auch von einem Weltreich, und ob er sich mit seinem Kumpel Putin weiter so gut verträgt ist völlig offen. Sie beide gewähren zu lassen läuft vermutlich nicht auf einen ewigen Frieden zwischen den beiden hinaus.
Alexander der Große hat, nach seiner Vergiftung, ein Weltreich hinterlassen, das seine Feldherren unter sich aufteilten. Seine eigenen Nachkommen starben allesamt einen gewaltsamen Tod. Vielleicht besinnen sich ja die Europäer, und damit meine ich wir alle, doch noch eines Besseren.
Hanno Loewy ist Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems.
Kommentar