Papst und Großimam nehmen Gespräche auf

Welt / 23.05.2016 • 22:48 Uhr / 2 Minuten Lesezeit
Scheich Ahmed Mohammed al-Tayyeb und Papst Franziskus trafen sich am Montag im Vatikan. Foto: AP
Scheich Ahmed Mohammed al-Tayyeb und Papst Franziskus trafen sich am Montag im Vatikan. Foto: AP

Oberhäupter der
Katholiken und der sunnitischen Muslime treffen sich im Vatikan.

Vatikanstadt. Papst Franziskus hat am Montagvormittag den Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Scheich Ahmed Mohammed al-Tayyeb, empfangen. Damit nahmen die katholische Kirche und das führende Lehrinstitut des sunnitischen Islam nach einer jahrelangen Krise wieder das Gespräch auf der Spitzenebene auf, wie Kathpress meldet. Die seit 1998 regelmäßig stattfindenden Zusammenkünfte wurden Anfang 2011 von ägyptischer Seite abgebrochen. Grund waren Forderungen von Franziskus’ Vorgänger Benedikt XVI. nach einem besseren Schutz für koptische Christen vor Terror und Gewalt. Mit dem Pontifikat des argentinischen Papstes verbesserten sich die Beziehungen zwischen Vatikan und der Al-Azhar-Universität wieder.

Der ägyptische Jesuitenpater Samir Khalil Samir, Dozent für Islamwissenschaft am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom, sagte im Blick auf die Tayyeb-Visite gegenüber Radio Vatikan am Montag, die islamische Welt erlebe heute ihre vielleicht tiefste Krise der vergangenen Jahrzehnte. Vor diesem Hintergrund ist das Treffen von Papst Franziskus mit dem ägyptischen Großscheich von großer Bedeutung. Der Islam erlebe heute „einen echten inneren Zusammenprall, der von der Ideologie des sogenannten Islamischen Staates ausgelöst wird“, so Pater Samir. Diese Ideologie der Gewalt sei inakzeptabel und tue der muslimischen Welt unrecht.

Keine wörtliche Auslegung

Kernfrage der neu angeknüpften Gespräche müsste die Interpretation des Koran sein, sagte der ägyptische Islamgelehrte. „Eine wörtliche Interpretation gerade der Stellen, die über Gewalt sprechen, ist heute unmöglich. Die Universität Al-Azhar lehnt eine wörtliche Koranauslegung komplett ab.“ Allerdings berufen sich die Ideologen des Islamischen Staates auf Imame und Rechtsgutachten, die solche wörtlichen Interpretationen nicht ausdrücklich ablehnten.

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