Der unvollendete Frieden

20 Jahre Karfreitagsabkommen: Bischöfe rufen zu Versöhnung auf.
Belfast Zum 20. Jahrestag des Karfreitagsabkommens zu Nordirland haben der katholische Primas von Irland, Erzbischof Eamon Martin, und der anglikanische Primas in Nordirland, Richard Clarke, die Bevölkerung aufgerufen, „Botschafter der Versöhnung“ zu sein, meldete Kathpress am Montag. Sie dankten gemeinsam Gott dafür, dass eine Generation junger Menschen „ohne den Klang von Bomben und Schüssen aufwachsen darf“ und „für alles, was in den vergangenen 20 Jahren bei der Gestaltung einer friedlichen und gemeinsamen Zukunft erreicht wurde“. Man dürfe vom Karfreitagsabkommen aber nicht erwarten, dass es „allein die tiefen Wunden in der Gesellschaft heilen kann“. Die beiden Kirchenführer räumten ein, dass das Abkommen zwar umstritten sei, nach Jahrzehnten von Gewalt, Blutvergießen und Spaltung der Gesellschaft habe es aber „unser aller Leben verändert“ und einen „Neuanfang“ für den Friedensprozess in Nordirland bedeutet.
Nordirland befindet sich nach dem historisch knappen Wahlsieg der protestantischen und pro-britischen Democratic Unionist Party (DUP) 2017 in einer andauernden Regierungskrise. Die katholisch-republikanische Sinn-Fein-Partei war bei der Wahl zum Regionalparlament erstmals bis auf einen Sitz an die DUP herangekommen, die – wohl auch wegen der Brexit-Diskussion – starke Stimmverluste erlitt. Die beiden zerstrittenen Parteien müssen laut dem Karfreitagsabkommen von 1998 eine gemeinsame Regierung bilden, um den Friedensprozess zu schützen. Dies ist bisher nicht geschehen; Nordirland ist seit Jänner 2017 ohne Regierung. Heute, Dienstag, jährt sich zum 20. Mal die Unterzeichnung des sogenannten Karfreitagsabkommens. Am 10. April 1998 hatten in einer Kirche in Belfast Irland, Großbritannien und die wichtigsten nordirischen Konfliktparteien einen Friedensvertrag unterzeichnet. Darin einigten sie sich auf Gewaltverzicht, die Bildung eines nordirischen Parlaments und auf die Möglichkeit eines Referendums zur Wiedervereinigung mit der Republik Irland. In dem Konflikt zwischen pro-irischen Katholiken und pro-britischen Protestanten sollen zwischen 1969 und 1998 bis zu 4000 Menschen ums Leben gekommen sein. Die Gewalt gehört großteils der Vergangenheit an. Viele Wohnviertel sind aber nach wie vor entweder katholisch oder protestantisch, oft getrennt durch meterhohe Mauern oder Zäune.