amsterdam Mehr als 1500 sogenannte Cold Cases gibt es in den Niederlanden – nie aufgeklärte Verbrechen. Es sind Morde, Vergewaltigungen, Raubüberfälle oder Entführungen, und alle sind älter als drei Jahre. Die Polizei aber hat sie nicht vergessen, greift nun zu einem verblüffenden Mittel um den Tätern vielleicht doch noch auf die Spur zu kommen. Ein sogenannter Cold-Case-Kalender soll Gefangene auf alte Fälle aufmerksam machen und sie dazu bewegen, den Ermittlern heiße Tipps zur Aufklärung zu geben.
Dieser Cold-Case-Tisch-Kalender wurde in den niederländischen Gefängnissen verteilt. Mit der freundlichen Bitte um Mithilfe, wenn nötig auch anonym. „Vielleicht halten Sie schon jahrelang Informationen verborgen und wollen oder müssen dies nicht länger tun“, werden die Gefangenen darin angesprochen.
Die Idee ist simpel: Gefangene wissen viel, und sie haben Zeit. „Wir wissen, dass sie relativ viel über begangene Verbrechen wissen“, sagt der Kriminalexperte Jeroen Hammer. Schließlich redeten die Insassen miteinander, auch aus Langeweile oder Angeberei.
Viele Häftlinge scheuen sich nicht, Informationen an Ermittler weiterzugeben. Hilfreich ist wohl auch die versprochene Belohnung von bis zu 20.000 Euro für einen entscheidenden Hinweis.
Im vergangenen Jahr hatte die Polizei einen solchen Kalender erstmals in einigen Haftanstalten getestet. Es war ein Erfolg. „2017 bekamen wir 78 Hinweise, 32 davon waren sehr brauchbar“, sagt Salome. In neun Fällen wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen.
Auf die Idee zu dem Kalender kamen die Niederländer durch ihre US-Kollegen sowie Europol, die mithilfe von Spielkarten und Adventkalendern entscheidende Hinweise bekamen.