Gesittete „Schinkenstraße“

Welt / 19.03.2019 • 22:28 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Playa de Palma will die Partyexzesse in den Griff bekommen. Reuters
Playa de Palma will die Partyexzesse in den Griff bekommen. Reuters

Palma de Mallorca sagt dem Sauftourismus mit Benimmregeln den Kampf an.

Palma Mitte März wirkt die Playa de Palma noch wie eine Geisterstadt. Nur vereinzelt spazieren Urlauber durch die Straßen am Ballermann. Viele Hotels auf Mallorca werden kurz vor Saisonstart noch renoviert, andere ganz neu gebaut. Ende April geht es dann wieder los mit Schlager-Sound, Sonne, Strand – und dem für viele Inselfans obligatorischen Alkohol. Wenn es nach der Stadtverwaltung geht, dann soll es in der Gegend rund um die berühmt-berüchtigte „Schinkenstraße“ ab sofort gesitteter zugehen.

ZEIT (ausgesprochen: Zeh-it), heißt die vor wenigen Wochen verabschiedete Ergänzung der Ballermann-Benimmregeln. Das Kürzel steht für „Zona d‘Especial Interès Turístic“ – ein Gebiet von besonderem touristischen Interesse. Die gesamte Playa de Palma wurde zu einer solchen Zone erklärt. In der Praxis bedeutet das unter anderem: ein Verbot von Alkohol in Schaufenstern – und von Sonderangeboten wie der „Happy Hour“ mit starken Drinks zu Dumpingpreisen.

In der „Schinkenstraße“ und ihren Querstraßen sind die Regeln besonders streng: Biergärten müssen hier eingezäunt werden, Getränke dürfen nicht mehr auf den Bürgersteig oder die Straße mitgenommen werden. Die Maßnahmen gelten ab 1. April bis Ende Oktober – und wer sie nicht beachtet, dem drohen hohe Strafen. 2200 Euro beträgt die Mindeststrafe für Vergehen gegen die neuen Regelungen.

Aber was sagen die Wirte? Aus dem populären Partylokal „Bierkönig“ heißt es auf Anfrage, die neuen Regeln würden befürwortet: „Sie erlauben, asoziales Verhalten, Alkoholkonsum auf der Straße und Straßenhandel zu unterbinden.“ Für die Umsetzung sei allerdings eine höhere Polizeipräsenz erforderlich. „Das verbessert die Sicherheit für uns alle – Anwohner, Gäste und Lokale.“

Gerlinde Weininger, die seit mehr als 30 Jahren Lokale an der Playa betreibt, findet die neuen Auflagen richtig: „Die Benimmregeln sind leider für einige wenige notwendig, die sich nicht zu benehmen wissen. Nur so kann der Partytourismus, der ja an sich nichts Schlechtes ist, aufrechterhalten werden“, sagt die Chefin der Restaurantkette „Münchner Kindl“.

Die Anwohner jedenfalls freuen sich über die Maßnahmen der Stadtverwaltung gegen die ausschweifenden Saufgelage. Biel Barceló, Chef der Nachbarschaftsvereinigung Playa de Palma, die seit Jahren ein Eingreifen fordert, spricht von einem Erfolgserlebnis.

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