Genuas “Ground Zero”

Vor einem Jahr kamen beim Einsturz der Morandi-Brücke 43 Menschen ums Leben.
Genua Vier endlose Stunden musste Gianluca Ardini, 29-jähriger Kaufmann aus Genua, ausharren, bevor er vor genau einem Jahr aus den Trümmern seines Lieferwagens geborgen wurde. Ardini war mit einem Kollegen auf der Morandi-Brücke in Genua unterwegs, als sein Fahrzeug 40 Meter in die Tiefe stürzte und sich in den Trümmern verkeilte. Bei der Katastrophe kamen 43 Menschen ums Leben.
An der Gedenkzeremonie ein Jahr nach dem Brückeneinsturz will Gianluca nicht teilnehmen. „Meine Familie und ich werden verreisen. Ich bemühe mich um ein normales Leben“, meint Ardini.
Das 40 Meter hohe und fast 1200 Meter lange Polcevera-Viadukt, das auch Morandi-Brücke genannt wurde, stürzte am 14. August 2018 um 11.36 Uhr auf einem etwa 200 Meter langen Abschnitt in Genua ein. Die Brücke war Teil der Autobahn 10, die als „Autostrada dei Fiori“ bekannt und eine wichtige Urlaubsverbindungsstraße nach Südfrankreich, in das Piemont und die Lombardei ist. Infolge des Unglücks wurden Hunderte Menschen obdachlos. Sie wohnten in den Gebäuden, die sich unter der Brücke befanden. Die italienische Justiz ermittelt wegen baulicher Mängel gegen eine Reihe von Beschuldigten und die Betreiberfirma Autostrade per l‘Italia (Aspi), einer Tochtergesellschaft der Unternehmerdynastie Benetton.
„Der Brückeneinsturz ist Genuas Ground Zero“, sagt der Bürgermeister der Stadt, Marco Bucci. „Für uns Genueser ist der Einsturz eine schreckliche Tragödie. Wir trauern um die Todesopfer, denken aber gleichzeitig an den Wiederaufbau des Viadukts“, sagt Bucci. Die Arbeiten für die Wiedererrichtung laufen auf Hochtouren. Die neue Brücke wird nach einem Plan des Stararchitekten Renzo Piano gebaut und soll im Frühjahr 2020 ihrer Bestimmung übergeben werden.
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