Sydney Ob Weiße Haie, Tigerhaie, Bullenhaie und Hammerhaie: Rund 180 Arten der Raubfische leben in den Gewässern Australiens. Die Unterwasserräuber haben einen Ruf als kaltblütige Killer. Dennoch war die Gefahr, von einem Hai getötet zu werden, lange Zeit überraschend gering. Fünf Jahrzehnte lang gab es auf dem Fünften Kontinent durchschnittlich nur eine tödliche Attacke pro Jahr. 2019 verlor in Down Under sogar kein einziger Surfer oder Schwimmer durch einen Hai sein Leben. 2020 war das plötzlich anders. Acht Menschen haben Angriffe nicht überlebt. War das Pech oder gibt es Grund zur Sorge? „So viele Haibisse mit tödlichen Folgen haben wir in Australien seit 1934 nicht mehr gesehen“, sagt die Haiexpertin Phoebe Meagher vom Taronga Zoo in Sydney. Das würde zwar viele Leute verängstigen, aber es gebe keinen Grund, jetzt in Panik zu geraten und hinter jedem Schatten im Wasser einen Weißen Hai zu vermuten.
Forscher sagen, es könne derzeit noch nicht endgültig festgelegt werden, ob die hohe Zahl von Angriffen mit Todesfolge auf ein verändertes Verhalten der Tiere zurückzuführen ist oder purer Zufall war. Nicht provozierte Angriffe sind meistens auf eine Verwechslung seitens der Haie zurückzuführen. „Menschen stehen normalerweise nicht auf ihrem Speiseplan“, erklärt Meagher. „Meistens beißen sie Menschen nur einmal und schwimmen dann weg.“ Wären die Fische wirklich interessiert daran, Menschen aufzufressen, dann würden sie das auch tun. Zwischen 1791 und 2019 sind in Australien aber lediglich 37 Fälle registriert worden, bei denen Menschen teilweise oder völlig verzehrt wurden. Auch Robert Harcourt, der das Verhalten von Haien an der Macquarie University erforscht, ist trotz der gestiegenen Todeszahl nicht besorgt. „Das war einfach Pech“, meint er.