Immer mehr Ältere suchtanfällig

Der Drogenkonsum im fortgeschrittenen Alter wächst schneller als bei Jüngeren.
Wien Mit der Alterung der Weltbevölkerung nimmt die Anfälligkeit für Drogenkonsum und -abhängigkeit bei älteren Menschen zu. Darauf weist der Internationale Suchtstoffkontrollrat (INCB) in seinem am Donnerstag in Wien veröffentlichten Jahresbericht hin. Die steigende Zahl an älteren Drogenkonsumenten auf der ganzen Welt muss nach Ansicht von UN-Drogenexperten zu einem Umdenken führen. Regierungen schenken dem Problem kaum Aufmerksamkeit, obwohl es epidemische Ausmaße angenommen habe, kritisierte der INCB. Der Drogenkonsum im fortgeschrittenen Alter wachse schneller als bei Jüngeren, schrieb das Gremium in seinem jährlichen Trendbericht. Dies hat aus Sicht des INCB mit der Alterung der sogenannten Baby-Boomer-Generation in reichen Ländern zu tun, die zwischen den 1940er und 1960er Jahren geboren wurde und häufig mit verbotenen Substanzen aufwuchs. Das Phänomen tritt aber auch anderswo auf. Studien zu Indien und Nigeria deuten auf einen beträchtlichen Konsum in der Altersgruppe von 45 bis 64 hin. In Nigeria würden Menschen über 60 häufiger Hustensäfte und Beruhigungsmittel für nicht-medizinische Zwecke nehmen als Jüngere, hieß es seitens des INCB weiter.
Laut INCB haben ältere Drogenkonsumenten ein höheres Risiko für Gesundheitsprobleme. Da viele sich nicht trauen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, bleiben sie oft im Verborgenen. Deshalb brauche es bessere Datenerhebungen und maßgeschneiderte Gesundheitskonzepte, sagte INCB-Präsident Cornelis de Joncheere. Der INCB zeigte sich auch besorgt über die Auswirkung der Pandemie auf die Versorgung mit medizinischen Schmerz- und Narkosemitteln. Manche Länder hätten Exporte beschränkt, um ihre Corona-Patienten in Intensivstationen behandeln zu können, schrieb das Gremium. Das wiederum habe zu Engpässen in anderen Ländern geführt.
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