„Katastrophe von historischem Ausmaß“

Fluttragödie im Westen Deutschlands nimmt immer größere Ausmaße an. Über 100 Tote.
Erftstadt Wassermassen unterspülen Häuser, die Gebäude stürzen ein, rutschen ab, Menschen sterben: Die Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands bringt Chaos, Verwüstung und Leid. Ihr Ausmaß kann noch nicht abgeschätzt werden. Klar ist: Mehr als 105 Menschen haben in NRW und Rheinland-Pfalz ihr Leben verloren. Die Zahlen werden noch weiter steigen, wird befürchtet. Zahlreiche Menschen werden vermisst. Viele, viele andere stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.
In Erftstadt in Nordrhein-Westfalen werden Häuser mitgerissen und verschwinden. Menschen kommen bei den Einstürzen ums Leben. Die Flut sei schnell gekommen, sagt Landrat Frank Rock (CDU). Senken hätten binnen zehn Minuten unter Wasser gestanden. Es habe kaum Zeit gegeben, die Menschen zu warnen. Aus der Luft sind Erdrutsche von gewaltigem Ausmaß zu sehen. Riesige Erdlöcher klaffen. „Es ist eine katastrophale Lage, wie wir sie hier noch nie hatten“, sagt der Landrat.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) spricht von einer „Flut-Katastrophe von historischem Ausmaß“. Es stehe zu befürchten, dass die Opferzahlen weiter steigen werden. „Die Fluten haben vielen Menschen buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen.“
Erste Aufräumarbeiten
In Rheinland-Pfalz haben vielerorts die Aufräumarbeiten begonnen. Menschen räumten herausgespültes Hab und Gut aus dem Schlamm. Das Entsetzen im Land ist groß. „Das Leid nimmt auch gar kein Ende“, sagt die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) beim Besuch der Leitstelle der Berufsfeuerwehr in Trier am Freitagmorgen. Da das Wasser überall zurückgehe, würden nun Menschen gefunden, die bei der Katastrophe ertrunken seien. „Und da könnte man eigentlich nur noch weinen. Das ist ein Horror“, sagt Dreyer. Mehr als 60 Opfer sind zu beklagen, von bis zu 100 Vermissten werde ausgegangen. In Sinzig etwa können sich zwölf Bewohner einer Einrichtung für behinderte Menschen am Donnerstag nicht mehr retten und sterben.
Tausende Helfer sind in beiden Ländern unterwegs. Soldaten und Helfer des Technischen Hilfwerks retten Menschen, evakuieren Gebäude und verteilen Sandsäcke. Immerhin sanken in einigen Orten die Pegelstände. Die Lage bleibt aber weiterhin angespannt. Die Bundesregierung sagte den Betroffenen Hilfe zu.


