“Das hat viele sehr geschockt”

Psychologische Belastung durch Flutkatastrophe macht auch HelferInnen zu schaffen.
mainz, dresden, gießen Es gibt Katastrophen, die auch erfahrene Einsatzkräfte fassungslos machen. Katastrophen wie die Flut im rheinland-pfälzischen Ahrtal. “Ich bin schon seit Jahren im Einsatz. Aber ich hätte mir nicht vorstellen können, so etwas in Deutschland zu erleben”, berichtet Innocent Töpper, der mit anderen Helfern vom Landesverband Sachsen des Deutschen Roten Kreuzes mehrere Tage lang im Hochwassergebiet unterwegs war. “Das sprengt alle Vorstellungskraft.”
Der 30-Jährige aus Radebeul bei Dresden war bei seinem Einsatz mitverantwortlich für die Betreuung von Notfallseelsorgern und Kriseninterventionskräften aus Sachsen. “Die Einsatzkräfte sind zwar geschult und vorbereitet, aber was sie im Ahrtal erlebt haben, hat viele sehr geschockt. Die einen oder anderen hatten Tränen in den Augen.” Bei seiner Arbeit geht es um eine Art psychologische Ersthilfe für die Helferinnen und Helfer. Auch die haben jede Menge zu verarbeiten, wenn ihnen Bewohner von ihren schrecklichen Erlebnissen berichten, von dramatischen Szenen, von Toten, freigespülten Särgen. Oder wenn sie Menschen bei der Identifizierung von Leichen begleiten oder Bewohnern zur Seite stehen, deren Haus abgerissen wird.
“Was im Ahrtal geschehen ist, war eher ein Tsunami als ein Hochwasser”, sagt Töpper mit Blick auf die zerstörerische Wucht des Wassers. Es seien nicht nur die Bilder, die den Bewohnern und Helfern in den Köpfen blieben. “Es sind auch die Geräusche vom rauschenden Wasser und der Geruch nach feuchtem Mauerwerk, nach Schlamm und Verwesung”, berichtet er. Und die verzweifelten Menschen. Viele dieser Erlebnisse werden oft erst verarbeitet, wenn der Einsatz vorbei ist. Rund zehn Prozent der Helfer brauchen zur Verarbeitung der Einsätze selbst psychologische Hilfe.
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