Papst feiert Messe mit Zehntausenden Gläubigen in Ungarn

Papst Franziskus hat die Gläubigen in Ungarn zu Respekt und Offenheit aufgefordert.
“Mein Wunsch ist, dass ihr so sein möget: gefestigt und offen, verwurzelt und respektvoll”, sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntag auf dem Heldenplatz in der ungarischen Hauptstadt Budapest vor rund 100.000 Gläubigen. Ungarn stehe treu zu seinen Wurzeln, aber das “Kreuz” lade auch dazu sein, die Arme auszubreiten und sich nicht zu verschanzen, erklärte Franziskus weiter.
Das Missionskreuz war ein Symbol eines wichtigen katholischen Kongresses, zu dessen Anlass der Pontifex nach Budapest geflogen war. An dem Gottesdienst nahmen am Sonntag laut Kathpress auch Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban und Staatspräsident Janos Ader teil, aber auch das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, sowie Vertreter anderer Konfessionen. Aus Österreich nahmen unter anderen der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics, der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried und der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer teil, sowie auch Caritas-Präsident Michael Landau.
Zuvor traf Franziskus Ungarns Ministerpräsident Orban. Auch wegen der gegensätzlichen Positionen Franziskus’ und Orbans zur Migrationspolitik war das Treffen mit Spannung erwartet worden. Nach Angaben des Vatikans ging es in dem Gespräch unter anderem um die Rolle der Kirche in Ungarn und Umweltschutz. Franziskus hatte noch vor kurzem in einem Radiointerview gesagt, er wisse nicht, ob es überhaupt zu einem Treffen mit Orban komme. Eigentlich sind solche Begegnungen bei Auslandsreisen des Oberhaupts der katholischen Kirche üblich. Mit dem Papa-Mobil fuhr er danach an jubelnden Gläubigen vorbei durch die Straßen Budapests.
Der Papst verurteilte in Ungarn auch den Antisemitismus. Dieser schwele immer noch in Europa, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag in Budapest bei einem Treffen mit Vertretern der jüdischen Gemeinde. “Das ist eine Lunte, die gelöscht werden muss.” Der beste Weg, sie unschädlich zu machen, bestehe darin, positiv zusammenzuarbeiten und die Geschwisterlichkeit zu fördern. Sowohl die hebräische als auch die christliche Kultur müssten wissen, dass alle Kulturen interagierten, sagte ein Vertreter der Jüdischen Gemeinde. In den vergangenen Jahrzehnten hätten Juden und Christen viel getan, um die Mauern, die beide trennten, einzureißen.
Franziskus hält sich nur wenige Stunden in Ungarn auf, bevor er dann in die Slowakei weiterreist. Dort ist er dann bis Mittwoch. Der Papst war auf seiner 34. internationalen Reise am Sonntagfrüh gegen 7.45 Uhr in der ungarischen Hauptstadt gelandet. Der Anlass für Franziskus’ Besuch ist die Abschlussmesse zum 52. internationalen Eucharistischen Kongress, der in Budapest tagt. Aus allen Teilen der Welt sind Vertreter der katholischen Kirche zusammengekommen.
Eigentlich war der Kongress schon im vergangenen Jahr geplant, die Veranstalter hatten ihn aber wegen der Corona-Pandemie verschoben. Zu der Messe auf dem berühmten Heldenplatz werden Tausende Menschen erwartet. Im Vorfeld hatte die rechtskonservative Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban die Corona-Regeln gelockert, so dass die Teilnehmenden keinen Nachweis über eine Impfung gegen oder eine Genesung von Covid-19 brauchen.
Dass ein Papst die Abschlussmesse eines Eucharistischen Kongresses zelebriert gilt als selten. Diese internationalen Treffen haben zum Ziel, die Verehrung der Eucharistie unter den Gläubigen zu fördern. Sie ist ein Kernstück im christlichen Glauben und geht auf das letzte Abendmahl Jesu zurück, in dem er der Überlieferung nach seinen Jüngern Brot und Wein gab mit den Worten: Das ist mein Leib, das ist mein Blut. Im übertragenen Sinn wird die Eucharistiefeier im Gottesdienst auch als Zeit verstanden, die sich die Gläubigen für Gott nehmen.