Eine Stadt zieht um

Das nordschwedische Kiruna wird wegen des Eisenerzabbaus unter Tage umgesiedelt.
Kiruna Kiruna, die nördlichste Stadt von Schweden, zieht kollektiv um. Genauer gesagt der historische Stadtkern mit Dutzenden Geschäften und öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, dem Krankenhaus und der Kirche. Rund 6000 Einwohner werden umgesiedelt, was gut einem Drittel von Kirunas Bevölkerung entspricht. Der Grund für das Mammutprojekt schlummert still und mächtig unter der Erde: Kiruna ist Heimat der weltgrößten unterirdischen Eisenerzgrube. Ohne sie würde es die Stadt schlichtweg einfach nicht geben.
“Die Grube frisst sich in die Stadt hinein und breitet sich Richtung Altstadt aus – deshalb siedeln wir die Stadt um”, sagt Projektleiter Ingemar Törmä, als er durch die Neubauten im sogenannten Viertel 8 geht. 40 Geschäfte werden aus dem alten Stadtzentrum hierhin umziehen, hinzu kommen knapp 300 Wohnungen. Viertel 8 ist einer von etlichen Bausteinen in einem Unterfangen, das Kiruna seit Jahren bestimmt. Am Anfang stand 2004 eine Prognose des Bergbauunternehmens LKAB, die vor den Auswirkungen des Erzabbaus auf die städtischen Baustrukturen warnte. 2007 entschieden Kirunas Gemeindebevollmächtigte nach langer Debatte, dass “det nya Kiruna” – das neue Kiruna – an anderer Stelle errichtet werden solle. Dreieinhalb Jahre später stand der Plan, das neue Zentrum gut drei Kilometer östlich vom alten Stadtkern zu platzieren. Nun soll dieses Zentrum Anfang September mit einem großen Volksfest eingeweiht werden – ein Milliardenprojekt erreicht somit seinen vorläufigen Höhepunkt.
Langfristig hätte die Eisenerzgrube Kiirunavaara historische und andere zentrale Bauten der Stadt gefährdet. Von denen sind bis heute bereits mehrere umgezogen, indem man sie auf Trailer lud, die sie an ihren neuen Platz versetzten. Andere Gebäude wurden abgerissen. Das neue Rathaus ist bereits im neuen Zentrum eröffnet worden. Weitere Bauten wie die Feuerwehr und die Kirche, die 2001 zum schönsten Gebäude von ganz Schweden gewählt wurde, sollen 2026 folgen.