Tragödie in Fußballstadion

Welt / 02.10.2022 • 22:45 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Eine Gruppe junger Männer trägt einen Verletzten zum Ausgang.
Eine Gruppe junger Männer trägt einen Verletzten zum Ausgang.

125 Tote bei Massenpanik nach Ausschreitungen in Indonesien.

Malang Eine der schwersten Katastrophen der Fußballgeschichte erschüttert Indonesien. Bei einer Massenpanik nach Ausschreitungen bei einem Erstliga-Fußballspiel in der indonesischen Provinz Ost-Java sind mindestens 125 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen auch Kinder. Zunächst hatte es geheißen, es seien 174 Menschen getötet worden. Mindestes 180 weitere Menschen wurden verletzt, nachdem sie im Stadion überrannt wurden, wie es hieß.

Auch Gianni Infantino, der Präsident des Weltverbands FIFA zeigte sich schockiert: „Es sei „eine Tragödie jenseits aller Vorstellungskraft“ und markiere einen „dunklen Tag“ in der Geschichte des Fußballs, sagte er. „Die Fußballwelt ist nach den tragischen Vorfällen in einem Schockzustand“. Auch Papst Franziskus äußerte sich tief betroffen. „Ich bete auch für diejenigen, die bei den Zusammenstößen nach einem Fußballspiel in Malang, Indonesien, ihr Leben verloren haben und verletzt wurden“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche nach dem Angelus-Gebet vor Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom.

Auf Platz gestürmt

Die Tragödie hatte sich in der indonesischen Provinz Ost-Java bei der Partie zwischen Arema FC und Persebaya FC ereignet. Im Anschluss an das 2:3 von Arema hatten in Malang etwa 3000 Zuschauer den Platz des Kanjuruhan-Stadions gestürmt – mit katastrophalen Folgen. Der Polizeichef der Provinz, Nico Afinta, sagte, Fans der Heimmannschaft Arema FC hätten am Samstagabend aus Verärgerung über eine Niederlage ihres Teams das Spielfeld gestürmt. Er erklärte auf einer Pressekonferenz, dass die Polizei Tränengas eingesetzt hätte, um randalierende Fans zu zerstreuen.

Beim Sender Kompas TV berichtete ein Zeuge: „Als wir auf die Tribüne zurückkehrten, feuerte die Polizei Tränengas ab. Wir kämpften uns zum Ausgang durch. Es war überfüllt, heiß und zum Ersticken.“ Ein zweiter Zuschauer behauptete, das Chaos sei erst ausgebrochen, nachdem die Polizei mit Gewalt gegen Zuschauer auf dem Spielfeld vorgegangen sei.

Afinta, der auch zwei tote Polizisten betrauerte, wehrte sich gegen die Vorwürfe. „Wenn sich die Fans an die Regeln gehalten hätten, wäre es nicht zu diesem Vorfall gekommen“, sagte er. Auch außerhalb des Stadions kam es zu Unruhen. Insgesamt sollen 13 Fahrzeuge und Teile des Stadions beschädigt worden sein.

Stadion überfüllt

Der indonesische Sicherheitsminister Mahfud MD schrieb auf Telegram, das Stadion sei über seine Kapazität hinaus gefüllt gewesen. Es seien 42.000 Eintrittskarten verkauft worden, das Stadion aber nur für 38.000 Besucher zugelassen.

Präsident Joko Widodo sprach den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid aus und forderte in einer Ansprache eine „gründliche“ Untersuchung. Er hoffe, „dass dies die letzte Fußballtragödie in diesem Land ist“.

Der indonesische Verband setzte den Spielbetrieb in der ersten Liga zunächst für eine Woche aus. Arema wurde die Austragung von Heimspielen für den Rest der Saison untersagt. Zudem habe der Verband ein Untersuchungsteam eingesetzt, das noch am Sonntag seine Arbeit aufnehmen sollte. Indonesien ist vom 20. Mai bis 11. Juni 2023 Gastgeber der FIFA U20-Weltmeisterschaft mit 24 teilnehmenden Mannschaften. Als Gastgeber ist das Land automatisch für das Turnier qualifiziert.

Die Polizei hat Tränengas eingesetzt, um randalierende Fans zu zerstreuen. AFP (3)
Die Polizei hat Tränengas eingesetzt, um randalierende Fans zu zerstreuen. AFP (3)
Bei den Ausschreitungen wurden auch mehrere Fahrzeuge angezündet.
Bei den Ausschreitungen wurden auch mehrere Fahrzeuge angezündet.