Endstation für Metroticket

In Paris soll der Papier-Fahrschein Apps und Chipkarten weichen.
Paris Es ist ein beliebtes Paris-Souvenir und hat Künstler und Filmemacher inspiriert: Das Pariser Metroticket, das nach 120-jährigem Bestehen nun Apps und Chipkarten weichen soll. Gut 20 Jahre nachdem Berlin als Vorreiter in Europa erstmals elektronische Tickets eingeführt hat, steht in Paris der allmähliche Abschied von den kleinen Kartonstreifen bevor.
Langer Abschied
Eigentlich hätten die „carnets“, die verbilligten Zehnerpacks der Papierfahrkarten, bereits Anfang des Jahres komplett durch Chipkarten ersetzt werden sollen. Aber wegen der Coronapandemie und des globalen Chipmangels zieht sich der Abschied nun länger hin.
Noch werden jährlich etwa 50 Tonnen Papier für die Metrokarten verbraucht, aber ab dem kommenden Jahr soll es die Zehnerpacks nur noch auf der Chipkarte oder dem Handy geben. Anders als in vielen europäischen Städten ist es in Paris noch immer nicht möglich, seine Fahrt mit einer App auf dem Smartphone zu bezahlen, wenn man nicht das richtige Telefonmodell hat.
Vielfach Wehmut
Das Pariser Metroticket hatte seinen Einfluss weit über das U-Bahnsystem hinaus: Serge Gainsbourg besang es 1959 in seinem Lied „Le Poinçonneur des Lilas“, in dem der Kartenentwerter sein Schicksal beklagt, den ganzen Tag lang Löcher zu stanzen.
„Mit dem Metroticket verschwindet ein Teil unseres Lebens“, sagt Grégoire Thonnat, der die Papierkarten nicht nur sammelt, sondern auch ein Buch über deren Geschichte geschrieben hat. „Das Metroticket gehört zu unserer Vorstellung von Paris.“ Auch Sarah Sturman trauert den Metrotickets nach. Die Künstlerin verwendet die Papier-Tickets für ihre Collagen. „Ich liebe die glatte Oberfläche der Tickets, wenn sie so neu und sauber sind“, schwärmt sie.