Erneut Wunder: Rettung nach neun Tagen

Welt / 15.02.2023 • 22:26 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Menschen suchen in den Trümmern nach Erinnerungsstücken. AP
Menschen suchen in den Trümmern nach Erinnerungsstücken. AP

Weitere Überlebende nach Erdbeben aus Trümmern geborgen. Türkische Behörde warnt vor Nachbeben.

Damaskus, Gaziantep Neun Tage nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet hat ein niederländisches Rettungsteam nach eigenen Angaben vier Menschen lebend aus den Trümmern in der türkischen Stadt Antakya in der Provinz Hatay geborgen. Es gehe um drei Männer und ein Kind, teilte das Rettungshunde-Team RHWW am Mittwoch mit. Laut Medienberichten konnte auch in der Provinz Kahramanmaras eine Frau lebend aus den Trümmern geborgen werden.

In der Nacht seien ein Vater und sein Sohn gefunden worden, teilte das niederländische Team mit. Die beiden anderen Männer seien am Dienstagabend geborgen worden, nachdem die Hunde diese gewittert hatten. Die 45-jährige Frau sei Mittwoch früh in der Provinz Kahramanmaras gerettet worden, berichtete der staatliche Sender TRT. Sie war demnach 222 Stunden lang verschüttet.

Mehr als 40.000 Todesopfer

Gut eine Woche nach der Erdbebenkatastrophe stieg die Zahl der Toten bereits auf mehr als 40.000. Allein in der Türkei liege die Zahl bei 35.418, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi. Aus Syrien wurden zuletzt 5900 Tote gemeldet. Tausende Menschen werden weiter vermisst. Die Hoffnungen, noch Überlebende zu finden, schwinden immer weiter. Dennoch werden die Such- und Rettungsarbeiten fortgesetzt. Im stark betroffenen Hatay begannen unterdessen auch Aufräumarbeiten, wie der Staatssenders TRT berichtete.

Für die Erdbebenopfer in Syrien sieht indes Samantha Power, die Chefin der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe (USAID) noch dringenden Hilfsbedarf. „Trotz der Ankunft von 90 Hilfstransportern sinkt die Menge der humanitären Mittel in Lagerhäusern in Syrien auf ein kritisch niedriges Niveau“, schrieb Power am Mittwoch bei Twitter. 350.000 Menschen seien jüngsten Schätzungen zufolge durch die Katastrophe vertrieben worden, so die USAID-Chefin.

Die Freigabe zweier weiterer Grenzübergänge in die Türkei zur Verbesserung der humanitären Hilfe im Nordwesten des Landes sei eine gute Nachricht, schrieb Power weiter. „Aber eine Resolution des UNO-Sicherheitsrats bleibt der beste Weg, um sicherzustellen, dass Hilfe auf verlässliche Weise weiterhin fließen kann, selbst nachdem die Kameras nicht mehr da sind.“ Es brauche besseren Zugang zum Nordwesten, wo der Hilfsbedarf durch die „entsetzliche Zerstörung“ schon vor den Beben enorm gewesen sei. Die Menschen bräuchten dringend Lebensmittel, Arzneimittel und Zelte als Unterkünfte. Syriens Präsident Bashar al-Assad hatte zwei weitere Grenzübergänge in die Türkei freigegeben. Bab al-Salam und Al-Ra‘ee sollten für drei Monate geöffnet bleiben. Bisher war nur die Öffnung des Übergangs Bab al-Hawa von Damaskus autorisiert worden. Die Grenzübergänge liegen in Gebieten unter Kontrolle von Rebellen

Intensive Nachbeben

Der Katastrophenschutz in der Türkei gab indes weitere Erkenntnisse zum Ausmaß der Zerstörung bekannt. „Es gibt sehr intensive Nachbeben. Wir haben es mit einer ungewöhnlichen Situation zu tun“, sagte der Chef der Abteilung für Risikoverminderung der Katastrophenschutzbehörde Afad, Orhan Tatar, am Mittwoch. Man habe mehr als 3800 Nachbeben registriert – 38 lagen demnach über der Stärke 5. Er warnte die Menschen in den betroffenen Provinzen davor, sich in oder in der Nähe von Gebäuden aufzuhalten.

Suche nach Erinnerungsstücken

Mit der zunehmend schwindenden Hoffnung, noch Überlebende zu finden, wenden sich die Menschen inzwischen auch einer anderen Aufgabe zu: der Suche nach ein paar Andenken und Erinnerungsstücken.

In der syrischen Provinz Latakia suchten etwa Dutzende nach persönlichem Besitz unter den Trümmern. „Wir suchen nach Erinnerungsstücken, die wir in 30 Sekunden verloren haben beim kompletten Einsturz des Hauses“, sagte Ahmed Ragab.

Auch neun Tage nach dem verheerenden Erdbeben konnten Retter Überlebende aus den Trümmern bergen.  Reuters
Auch neun Tage nach dem verheerenden Erdbeben konnten Retter Überlebende aus den Trümmern bergen.  Reuters
Die Such- und Rettungsarbeiten im Erdbebengebiet dauern an. AFP
Die Such- und Rettungsarbeiten im Erdbebengebiet dauern an. AFP

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