Vorwürfe gegen Bahnbetreiber

Welt / 02.03.2023 • 22:44 Uhr / 2 Minuten Lesezeit
Bei dem Zugunglück sind mindestens 47 Menschen gestorben, die Zahl könnte noch steigen.
Bei dem Zugunglück sind mindestens 47 Menschen gestorben, die Zahl könnte noch steigen.

Eisenbahngewerkschafter zeigten schon vor Zugunglück in Griechenland Probleme auf.

Athen Griechenland steht nach dem schweren Zugunglück mit bisher mindestens 47 Toten und Dutzenden Verletzten unter Schock. Bis spät in die Nacht suchten Einsatzkräfte am Unglücksort inmitten zerbeulter und ausgebrannter Wrackteile nach möglichen Überlebenden und weiteren Opfern.

Gleichzeitig häufen sich die Vorwürfe an den Staat und die staatliche Bahngesellschaft. Das elektronische Leitsystem soll seit 20 Jahren kaum mehr funktioniert haben. „Worauf warten Sie noch, um einzugreifen? Was muss noch passieren?“ So steht es in einem ­Schreiben, das Bahngewerkschafter erst vor drei Wochen an die staatliche Bahngesellschaft und das Verkehrsministerium schickten. Schon wiederholt hatten sie die Zustände schriftlich angeprangert. Demnach funktionierten die Lichtsignale auf der rund 500 Kilometer langen Strecke Athen-Thessaloniki bereits seit vielen Jahren nicht mehr. Auch sei das ETCS (European Train Control System) – das System, das den Zug stoppt, wenn Gefahr droht, und das somit auch vor menschlichem Versagen schützt – außer Betrieb. Darüber hinaus funktionierten seit nunmehr 15 Jahren die Sicherheits- und Beleuchtungssysteme in den Tunneln nicht vollständig.

Der Bahnhofsvorsteher in der Stadt Larisa, der letztlich das Unglück herbeigeführt haben soll, wurde festgenommen. Der 59-Jährige gestand ein, Fehler gemacht und dadurch den Personenzug aufs falsche Gleis geschickt zu haben, so dass dieser auf offener Strecke frontal mit einem Güterzug zusammenstieß.

Viele Menschen in Griechenland nehmen den Bahnhofsvorsteher als Bauernopfer wahr. Sowohl in Athen als auch in Thessaloniki gab es am Donnerstag Streiks der Eisenbahner sowie zum Teil gewalttätige Proteste vor Büros der Betreibergesellschaft der Bahn, Hellenic Trains. Diese ist allerdings gar nicht verantwortlich – die Infrastruktur des Netzes liegt in der Hand der staatlichen Gesellschaft OSE.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.