Londons Polizei am Tiefpunkt

Welt / 21.03.2023 • 22:36 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Mit dem neuesten Bericht steht die Met endgültig auf dem Prüfstand, von einer „letzten Chance“ war schon im Vorfeld die Rede. Reuters
Mit dem neuesten Bericht steht die Met endgültig auf dem Prüfstand, von einer „letzten Chance“ war schon im Vorfeld die Rede. Reuters

Untersuchungsbericht: Metropolitan Police „institutionell-rassistisch und sexistisch“.

London Ein neuer Untersuchungsbericht hat schonungslos eine verrohte Kultur in der Londoner Polizei aufgedeckt. Die Metropolitan Police (Met) sei „institutionell-rassistisch, sexistisch und homophob“, urteilte Ex-Regierungsmitarbeiterin Louise Casey, die mit dem Report beauftragt worden war. Die Behörde habe dabei versagt, Frauen vor Sexualstraftätern in Uniform zu beschützen – sowohl innerhalb der Met als auch außerhalb. „Es ist nicht unsere Aufgabe als Öffentlichkeit, uns vor der Polizei zu schützen. Es ist die Aufgabe der Polizei, uns Bürger zu schützen“, sagte Casey, die als unabhängiges Mitglied im Oberhaus sitzt. Premierminister Rishi Sunak zeigte sich bestürzt. Das Vertrauen in die Polizei sei enorm beschädigt worden, sagte der konservative Regierungschef in einem am Dienstag veröffentlichten BBC-Interview.

Met seit Jahren in der Krise

Seit Jahren kommt die Met nicht aus der Krise. Sinnbildlich steht der Fall Sarah Everard. Dass ein Polizist die 33-Jährige im März 2021 unter Einsatz seines Dienstausweises entführte sowie vergewaltigte und ermordete, hat das Ansehen der Bobbys – so der freundliche Spitzname der britischen Schutzpolizisten – zutiefst erschüttert. Dieser Fall war es, wegen dem Casey mit dem Bericht beauftragt wurde. Doch auch danach treten immer neue Skandale zutage. Erst im Februar wurde ein Beamter, der in derselben Einheit diente wie der Everard-Mörder, zu mindestens 30 Jahren Haft verurteilt – er hatte über einen Zeitraum von fast 20 Jahren ein Dutzend Frauen immer wieder vergewaltigt und missbraucht. Erst am Montag wurde bekannt, dass mehr als 100 Polizisten, gegen die wegen sexuellen Fehlverhaltens ermittelt wird, regulär im Dienst sind. Die Behörde ist zudem institutionell rassistisch, betonte Casey. Damit hat sich die Lage seit einer Untersuchung von 1999 so gut wie nicht verändert. Schließlich herrsche in der Met eine „tief sitzende Homophobie“, urteilte Casey. Ihr Bericht sei „drastisch, streng und schonungslos“.

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