Hoffen auf Gerechtigkeit

Beim Einsturz der Morandi-Brücke in Genua starben vor fünf Jahren 43 Menschen.
Genua Als in Genua vor genau fünf Jahren ein Stück einer Autobahnbrücke zusammenkrachte, gingen die Bilder der Zerstörung aus der italienischen Hafenstadt um die Welt. Der verheerende Einsturz am 14. August 2018, der 35 Autos und drei Lastwagen mit sich riss, forderte 43 Menschenleben. Hunderte, die unter der Brücke wohnten, wurden auf einen Schlag obdachlos. 2023 gibt es zwar eine neue Brücke und ein Denkmal, doch die Angehörigen der Opfer warten noch immer auf die Justiz.
Experten sind sich sicher, dass der Grund für den Zusammenbruch Schäden waren, die wegen ausgebliebener oder mangelhafter Wartungsarbeiten nicht entdeckt worden waren. Offenbar war den Betreibern schon lange bekannt, dass eine Einsturzgefahr bestand.
Die Angehörigen der Opfer sind angesichts des zähen Kampfes vor Gericht fassungslos. Erst knapp vier Jahre nach der Katastrophe um die Morandi-Brücke begann der Prozess im Juli 2022. 59 Angeklagte gibt es, die sich in dem Prozess gegenseitig Verantwortung zuschieben.
Egle Possetti, die Sprecherin des Opferverbandes, fürchtet zwar, dass es „so wie immer in Italien enden wird – ohne Verantwortliche“, wie sie der Zeitung „La Stampa“ sagte, doch sie will die Hoffnung nicht aufgeben. „Nein, wir geben nicht nach, wir hören nicht auf!“
In einer Anhörung im Mai sagte ein Zeuge, dass es schon seit 2010 Zweifel an der Stabilität der Brücke gegeben habe, die jedoch ignoriert worden seien. Er habe Angst um seinen Arbeitsplatz gehabt und daher nicht gehandelt. Für Opferverbandsprecherin Possetti ist klar, dass der Brückeneinsturz aus „Gier und Inkompetenz“ resultierte. Ob und wann die juristische Aufarbeitung Gerechtigkeit bringt, ist unklar. Possetti und ihre Mitstreiter wollen jedoch Druck machen. „Wir leben für die Gerechtigkeit.“