Ehestifter seit 40 Jahren

Wetter / 17.05.2016 • 18:06 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Stilgerecht: Werner Sallmayer trägt immer Anzug und Krawatte, wenn er auf dem Standesamt Ehen schließt.     Foto: privat
Stilgerecht: Werner Sallmayer trägt immer Anzug und Krawatte, wenn er auf dem Standesamt Ehen schließt.     Foto: privat

Werner Sallmayer ist Vorarlbergs dienstältester Standesbeamter. Er hat schon rund 2500 Paare getraut.

Bregenz. (VN-kum) Seine erste Eheschließung war ein Heimspiel. Trotzdem schwitzte Werner Sallmayer – im übertragenen Sinn – Blut und Wasser. „Ich habe meinen jüngeren Bruder verheiratet. Vermutlich war ich nervöser als das Brautpaar.“ Inzwischen ist sein Bruder 37 Jahre verheiratet und Sallmayer der dienstälteste Standesbeamte Vorarlbergs. Rund 2500 Paare hat er seit 1975 getraut, die meisten davon zwischen April und August. „In den warmen Monaten wird bevorzugt geheiratet.“ Der Leiter des Standesamts Bregenz könnte sich keinen schöneren Beruf vorstellen. „Ich bin mit Leib und Seele Standesbeamter, weil ich immer mit glücklichen Menschen zu tun habe.“ Deshalb geht er jeden Morgen gern zur Arbeit.

Glücklich verheiratet

Der 60-Jährige steht voll und ganz hinter dem, was er tut. Er hält die Einrichtung der Ehe für sinnvoll. „Der Zusammenhalt in der Familie ist stärker, wie wenn man nur lose zusammenlebt und man gehen kann, wann man will.“ Er selbst lebt auch das, wofür er einsteht. „Ich bin seit 1983 glücklich verheiratet.“ Von all den Eheschließungen berührte ihn seine eigene verständlicherweise am meisten. „Das war die schönste Trauung.“ Aber ungerührt lässt ihn keine.

Wenn die Braut und der Bräutigam ihr Ja hauchen und Taschentücher gezogen werden, dann sind das auch für ihn, den Routinier, bewegende Momente.

Sein Beruf konfrontiert ihn mit der Vielfalt des Lebens bzw. mit den unterschiedlichsten Menschen. Einige Brautleute sind ihm in Erinnerung geblieben, weil sie sich von der Menge abhoben. Einmal traute er eine Frau, die schon sieben Mal verheiratet war, mit einem Mann, der schon sechs Mal den Bund fürs Leben geschlossen hatte. „Ich gehe immer davon aus, dass es die letzte Eheschließung ist“, hat Sallmayer gelernt, sich in Zweckoptimismus zu üben. Ein andermal verheiratete er ein Paar, das 40 Jahre zusammengelebt hatte und nun der Meinung war, dass es langsam Zeit wird zum Heiraten.

Es gibt nichts, was es nicht gibt. Das ist sein Resümee nach 41 Dienstjahren am Standesamt. „Drei Mal habe ich das gleiche Paar getraut. Jetzt ist es wieder geschieden.“ Über Altersunterschiede wundert er sich schon lange nicht mehr. „Einmal habe ich eine 45-Jährige mit einem 20-Jährigen verheiratet. Sie waren total verliebt. Acht Jahre später trug ich die Auflösung der Ehe ins Personenstandsregister ein.“ Sallmayer hat auch schon Paare getraut, die altersmäßig 30 oder mehr Jahre auseinander waren.

Dem erfahrenen Standesbeamten gehen die „Heiratsgeschichten“ nicht aus. „Einmal erschien der 21-jährige Bräutigam nicht. Es war nur die Braut da und deren Familie. Die Braut weinte. Der Schwiegervater war extrem sauer. Drei Wochen später habe ich sie dann doch noch getraut. Aber der Schwiegervater war nicht mehr dabei.“

Heiratsalter ist gestiegen

Im Lauf der Jahre hat sich manches gewandelt, auch am Standesamt. Laut Sallmayer ist das Heiratsalter in die Höhe geschnellt. „Früher waren die Leute um die 20 Jahre alt, als sie sich verehelichten. Heute sind sie um die 30.“ Auch die Hochzeitsgesellschaften seien größer geworden. „Früher kamen höchstens zehn Personen aufs Amt zur Trauung. Heute sind es mitunter bis zu 40 Gäste.“

Eines aber ist in all den Jahren gleich geblieben: „Die Brautleute sind glücklich und aufgeregt, wenn sie sich das Jawort geben.“

Ich habe immer mit glücklichen Menschen zu tun.

Werner Sallmayer

Zur Person

Werner Sallmayer

arbeitet seit 41 Jahren auf dem Standesamt. Er hat rund 2500 Paare getraut.  

Geboren: 12. Februar 1956

Ausbildung: Handelsschule

Familie: verheiratet

Hobbys: Radfahren, Tennis

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