Alles im Überblick

Werner Geiger saß 40 Jahre am Steuer des Polizeihubschraubers.
Hohenems Nach dem Überfall auf eine Bank rief der flüchtige Mopedlenker bei der Polizei an und stellte sich. Zu groß war der psychische Druck, den die Rotoren des Polizeihubschraubers über ihm auf ihn ausübten. „Jetzt habt ihr mich sowieso erwischt“, soll er gesagt haben, erinnert sich Werner Geiger. Als Heli-Pilot hatte er damals mit der „Libelle“, dem Hubschrauber des Innenministeriums, nach dem Flüchtenden gefahndet.
Weites Aufgabenspektrum
Ja, man habe den Überblick mit der „Libelle“. Man sehe aus der Luft sehr viel und habe schon einiges zur Aufklärung von Kriminaldelikten beigetragen, sagt der 61-jährige Hubschrauberpilot. Und das ist bei Weitem nicht alles. Das Aufgabenspektrum der Besatzung der „Libelle“ reicht von polizeilichen Aufgaben bis hin zur Vermisstensuche und zum Katastrophenschutz. „Eben alles, was Exekutive ist“, bringt es Geiger auf den Punkt.
Kurz vor der Pension
Nur noch wenige Tage versieht der in Buch gebürtige Vorarlberger seinen Dienst bei der Flugpolizei. Am 30. November geht es in den wohlverdienten Ruhestand. Geiger begann seinen Einsatz als Pilot zunächst in Salzburg („vor der Ausbildung war ich noch nie in der Luft“) und wechselte im Jahr 1980 zur Flugeinsatzstelle in Hohenems, bei der er seit 2002 als Stützpunktleiter fungiert.
„Kein Alltagsjob, sondern eine außergewöhnliche Aufgabe mit viel Abwechslung, die jeden Tag etwas Neues bringt“, blickt der 61-Jährige etwas wehmütig zurück. Allerdings auch mit einem Hauch von Glückseligkeit, denn: „Man ist froh, diese Art von Fliegerei überlebt zu haben. Schließlich gibt es auch Freunde und Bekannte aus dieser Berufssparte, die es nicht bis zur Pension geschafft haben“, spricht der 61-Jährige auch ein gewisses Gefahrenpotenzial an, das dieser Dienst durchaus in sich birgt.
„Das Gefährliche an dem Job ist, man muss dabei oft ans Limit“, begründet Geiger. Risiken herrschen dabei bisweilen nicht unmittelbar im Zusammenhang mit einem Einsatz, erinnert er sich an ein Beispiel. „Manchmal ist man sich nämlich gar nicht bewusst, in welcher gefährlichen Situation man sich befindet. Da war mal ein himmelblauer Himmel und die Sonne blendete, als es denn beinahe zur Kollision mit einem Motorsegler gekommen wäre.“
Jährlich über 400 Einsätze
Insgesamt 37 Jahre allein in Vorarlberg am Steuer der „Libelle“. Und das mit jährlich 400 bis 450 Einsätzen.
Da hat man Schönes und auch weniger Schönes zu erzählen. „Am schlimmsten ist es, wenn es zu tragischen Einsätzen mit Kindern kommt. Vor allem, wenn diese Kinder im gleichen Alter wie die eigenen sind“, erinnert sich der 61-Jährige an entsprechende Vorfälle während seiner Dienstzeit.
Ab in die Ahnenforschung
Sicher ist, als frischgebackener Pensionist wird sich Geiger nicht mehr an das Steuer eines Helis setzen. Auch nicht privat. „Dafür ist Hubschrauber fliegen viel zu teuer.“
Stattdessen wird sich Geiger nun verstärkt seiner alten Leidenschaft widmen, die zwar vielleicht nicht gerade spezifisch in sein Berufsbild passt und für die er bisher nicht allzu viel Zeit gefunden hatte: dem Stöbern in alten kirchlichen Aufzeichnungen, sprich der Ahnenforschung. VN-GS
„Das Gefährliche an dem Job ist, man muss dabei oft ans Limit.“
Zur Person
Werner Geiger
geht nach jahrelanger Funktion als Stützpunktleiter ab 30. November in den Ruhestand.
Geboren 10. März 1956
Ausbildung Gendarmeriebeamter
Laufbahn Helipilot, Stützpunktleiter
Familie verheiratet, zwei Kinder
VN/gs