Glück im Spiel gefunden

FH-Professor Willy Kriz ist Experte in Sachen Planspiele.
Dornbirn Wer das Büro von FH-Professor Willy Kritz betritt, taucht ein in eine Spielwelt. In den Regalen sind nicht nur viele Fachbücher zu finden, sondern auch jede Menge Würfel, Kegel und andere Figürchen. „Im Grunde ist die ganze Welt ein Spiel. Die gesamte menschliche Kultur läuft nach Regeln ab“, sagt Kriz.
Schon in jungen Jahren hat der 49-Jährige Spiele entwickelt. Seit Studienzeiten befasst er sich mit sogenannten Planspielen. Bei diesen geht es darum, komplexe Systeme zu simulieren. In spielerischer Form sollen Zusammenhänge verständlich und Veränderungen begreifbar gemacht werden. „Es geht beispielsweise auch darum, verschiedene wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen“, erklärt der Experte weiter.
Kriz ist Wirtschafts- und Organisationspsychologe und nach Stationen in Linz und München im Jahr 2005 mit seiner Familie nach Vorarlberg übersiedelt. „Es war eine Stelle in meinem Fachgebiet ausgeschrieben. Außerdem war meine Tochter gerade auf die Welt gekommen. Da wir sehr gerne Ski fahren und die Umgebung sehr schätzen, fiel der Ortswechsel nicht schwer“, erzählt er und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Ich bin zwar gebürtiger Deutscher, aber im Herzen ein Österreicher.“
Stadt der Zukunft
Der 49-Jährige hat in Wien studiert und war dort auch an einem Stadtentwicklungsprojekt beteiligt. Um eine Stadt der Zukunft ging es auch in seinem jüngsten Projekt. Gemeinsam mit einem Kollegen von der Uni Erlangen-Nürnberg und zwölf Schülern entwickelte Kriz ein Planspiel für Kinder der fünften bis achten Schulstufe. Mit dem Spiel sollen konkrete Herausforderungen für ein gelingendes Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturen gemeistert werden. Die Kinder übernehmen dabei die Rolle von Stadträten. „Da mein Sohn und meine Tochter gerade in diesem Alter sind, liegt mir dieses Planspiel emotional natürlich nah.“
Im deutschsprachigen Raum werden derzeit rund 4000 Planspiele verwendet, schätzt Kriz. Diese kommen vor allem in Unternehmen und in Bildungseinrichtungen zum Einsatz. Etwa 20 Planspiele hat Kriz bereits entwickelt. „Manche davon sind aber wohl eher Ladenhüter“, meint der 49-Jährige und lacht. Stolz ist er etwa auf ein viertägiges Planspiel für einen Versicherungskonzern, an dessen Entwicklung er maßgeblich beteiligt war. Oder auch auf eines, bei dem es um den Wandel in Organisationen geht. Dieses ist in sechs Sprachen erhältlich und wird in verschiedenen Versionen an verschiedenen Einrichtungen gespielt und auch zur Schulung von Führungskräften eingesetzt.
Kriz ist nicht nur an der Entwicklung von Planspielen beteiligt, sondern erforscht auch deren Wirkung. Außerdem ist er Chef-Editor einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift. „Das Ganze macht viel Spaß, aber kostet natürlich Zeit“, ist er sich bewusst. Aber selbst wenn er sich seinem Hobby, dem Lesen, widmet, lässt ihn die Planspielwelt nicht los. Statt Romane liest er Fachbücher. „Ich mag meinen Job eben“, sagt er und muss lachen. Unweigerlich stellt sich die Frage, ob es denn im Hause Kriz auch Gesellschaftsspiele gibt. „Natürlich“, sagt der Hochschullehrer, „bei uns ist alles Mögliche zu finden.“ Das Lieblingsspiel des Wahl-Dornbirners ist das strategische Brettspiel Go. VN-MEF
„Die ganze Welt ist ein Spiel. Die gesamte menschliche Kultur läuft nach Regeln ab.“
Zur Person
Willy Kriz
Geboren 17. August 1968
Wohnort Dornbirn
Beruf Wirtschafts- und Organisationspsychologe und Hochschullehrer an der FHV mit Schwerpunkt Führung und Organisationsentwicklung
Hobbys Reisen, Lesen, Skifahren, Gitarre spielen
Familie verheiratet, zwei Kinder
VN/MEF