“Menschen liegen mir”

Wetter / 26.03.2019 • 18:26 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Julian Satler ist Vorarlbergs Zivildiener des Jahres. VN/Schweigkofler
Julian Satler ist Vorarlbergs Zivildiener des Jahres. VN/Schweigkofler

Julian Satler hat im Zivildienst seine Berufung gefunden.

götzis Im Kolpinghaus in Götzis leben Menschen, denen es nicht gut geht. Sie sind in Notlagen geraten und finden in der Einrichtung Halt. Neben einer Unterkunft und Essen findet auch psychosoziale Betreuung statt. Julian Satler hat hier vom Mai 2018 bis Jänner 2019 seinen Zivildienst abgeleistet. Weil in der Küche Not am Mann war, hat er zudem nochmals um zwei Monate verlängert. „Ich habe verlängert, um zu helfen“, sagt der bescheidene Altacher.

Davor hatte sich der 21-jährige aus drei Gründen für den Zivildienst entschieden. Zwei davon eher pragmatisch. „Ich wollte in Vorarlberg bleiben“, erklärt er. Zudem unterstützt er seine Eltern, die in Hohenems die Pizzeria Franco betreiben. Seit vier Jahren arbeitet er mit und liefert Pizza aus: Das hat er auch während des Zivildienstes gemacht. Der dritte Grund hat mit dem Grundverständnis von Julian Satler zu tun: „Ich wollte auch der Gemeinschaft etwas zurückgeben. Zudem arbeite ich einfach gerne mit Menschen.“

Die Aufgaben für Zivildiener im Götzner Kolpinghaus sind vielfältig. Einsatzbereiche sind die Küche, die Seminarvorbereitung, das Ordnunghalten im Eingangsbereich des Hauses, Botendienste, aber auch das Übersiedeln und Einrichten von Wohnungen. Zudem können sich die Zivildiener auch selber einbringen: „Ich habe Spiele- oder Filmnachmittage organisiert und einen Radverleih initiiert“, blickt Satler auf seine neun Monate als Zivildiener in der sozialen Einrichtung zurück. „Am Anfang hat es etwas gedauert, bis man sich daran gewöhnt“, erzählt er über den Umgang mit den Bewohnern. Dann sei aber ein sehr gutes und respektvolles Verhältnis zueinander entstanden.

Zivildiener des Jahres

Der Altacher muss beeindruckt haben. Denn er wurde von seiner Einrichtung für die Auszeichnung als „Zivildiener des Jahres“ nominiert und hat sich die Auszeichnung gesichert. In der Begründung wird der wertschätzende, ja geradezu freundschaftliche Kontakt auf Augenhöhe ebenso gelobt wie die Eigeninitiative, mit denen er den Klienten über das tägliche Tun hinaus geholfen hat. Die Auszeichnung wurde an den jungen Mann von Staatssekretärin Karoline Edtstadler im Beisein von Landesrat Christian Gantner und Bürgermeister Christian Loacker übergeben. Er wurde auch zur offiziellen Preisverleihung nach Wien eingeladen. „Ich bin auf jeden Fall stolz über die Auszeichnung“, freut sich Satler. „Aber was ich gemacht habe, war für mich selbstverständlich. Ich habe einfach geschaut, dass es allen passt.“ Auch ihm habe es gepasst:

„Ich kann die Stelle hier nur wärmstens weiterempfehlen.“ In der Einrichtung sind laufend vier Zivildiener angestellt.

Sozialbereich als Berufung

„Ich würde gerne im Sozialbereich bleiben“, hat Satler während seiner elf Monate im Kolpinghaus seine Berufung gefunden. Er hat sich in der Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB) in Bregenz beworben und hofft, dass er aufgenommen wird. „Ich habe hier einfach gemerkt, dass es mir liegt mit Menschen zu arbeiten und zu helfen.“

Bis die Entscheidung über die Aufnahme in die Schule gefallen ist, wird er jedenfalls weiter seinen Eltern im Betrieb helfen. „Eventuell mache ich auch sonst noch Nebenjobs, damit etwas Geld aufs Konto kommt.“

Außerdem hat er jetzt wieder etwas mehr Zeit für seine Hobbys und Freunde. Satler hört gerne Musik, spielt mit Freunden am Computer, schraubt an seiner Vespa und arbeitet gerne im Garten. „Es gibt aber schon auch mal Tage an denen ich einfach nichts mache“, schränkt er ein. Wobei es spürbar ist, dass er vor allem im Tun seine Berufung findet. VN-GMS

Zur Person

Julian Satler
Der Altacher war Zivildiener im Kolpinghaus Götzis und wurde als Zivildiener des Jahres ausgezeichnet.

Geboren 15. August 1997

Tätigkeit Pizzabote im elterlichen Betrieb

Familienstand ledig

Hobbys Musik, Computer spielen, Vespa, Garten

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