Beruflicher Einschlag

Wetter / 06.08.2019 • 18:05 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Klaus Engstler hat in der Hospizbewegung seine Berufung gefunden. caritas
Klaus Engstler hat in der Hospizbewegung seine Berufung gefunden. caritas

Klaus Engstler fand bei der Hospiz eine befriedigende Tätigkeit.

feldkirch Zehn Jahre war Klaus Engstler bei der Caritas im Behindertenbereich tätig. Seine Aufgabe bestand in der Leitung von Wohngemeinschaften, in denen Menschen mit Handicaps betreut werden. Dann kam der Fünfziger und mit ihm der Wunsch nach einer beruflichen Veränderung. „Als ich gelesen habe, dass die Hospiz Leute sucht, kam es mir vor, als ob etwas bei mir eingeschlagen hätte“, schildert Engstler seine Empfindungen, die in schließlich in sein neues Tätigkeitsfeld katapultierten. Seit 2017 fungiert er als Stellenleiter der regionalen Hospizteams sowie für das Hospiz Kinder und Jugendliche. Zudem organisiert Klaus Engstler die Telefonbereitschaft, die täglich von 17 bis 18 Uhr zur Verfügung steht. Auch dieser Dienst wird mit Hilfe der insgesamt 250 Freiwilligen bestritten. „Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr 38.372 Stunden erbracht“, kann der akademische Sozialmanager die Einsätze ganz genau benennen. Jetzt ist die Hospiz der Caritas wieder auf der Suche nach Menschen, die Schwerkranke und Sterbende bzw. deren Angehörige unterstützen und begleiten möchten. Im September beginnt in Altach ein Befähigungskurs für Ehrenamtliche, im Jänner startet einer im Hospiz am See in Bregenz. „Interessierte können sich gerne bei der Caritas melden“, ergänzt Engstler.

Eigene Betroffenheit

Dass es Klaus Engstler in die Hospizarbeit zog, kam seiner Einschätzung zufolge nicht von ungefähr. Die eigene Betroffenheit scheint wie eine Art Wegweiser fungiert zu haben. Verluste innerhalb der eigenen Familie habe er wohl nie so richtig aufgearbeitet, vermutet er. Tief drinnen arbeiteten die Gefühle beständig nach. „Jetzt kann ich einen Beitrag leisten und andere in ihrer Trauer unterstützen“, sagt Engstler. Deshalb ist es ihm wichtig, selbst auch an der Basis tätig zu sein. So führt er unter anderem Abklärungen zu Hause durch. „Jene in Pflegeheimen und Spitälern übernehmen die Krankenhausseelsorger“, erklärt der Hospiz-Koordinator. Anschließend kommen die Ehrenamtlichen zum Einsatz. Engstler weiß aus Erfahrung, wie verlockend es ist, sich in einer Gesprächssituation mit wohlgemeinten Empfehlungen einzubringen. Das dürfe aber nicht sein, betont er. In diesem Moment gelte es, ganz aktiver Zuhörer und einzig bei der zu begleitenden Person zu sein. Regelmäßige Supervision, der Austausch mit den Kollegen sowie Reflexionszeiten, die er als Herzstück bezeichnet, helfen dabei, die nötige Distanz zu wahren.

Ein guter Abschluss

Trotz allem Schweren, das sein neuer Job naturgemäß auch mit sich bringt, fühlt sich Klaus Engstler darin wohl, was im Gespräch kaum zu überhören ist. Sechs regionale Hospizteams und jenes für Kinder und Jugendliche gilt es anzuleiten. Gleichzeitig hat der gelernte Schriftsetzer auf diese Weise seinen ganz persönlichen Weg gefunden, um mit dem eigenen Erlebten gut abschließen zu können. VN-MM

Zur Person

Klaus Engstler

koordiniert die regionalen Hospizteams und damit rund 250 Ehrenamtliche

Alter 52

Ausbildung Schriftsetzer, akademisches Sozialmanagement

Laufbahn Privatwirtschaft, Behindertenbereich der Caritas, Hospiz

Familie verheiratet, 2 Kinder

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