Kreativer Direktor

Wetter / 28.10.2019 • 18:14 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Christian Schallert auf der Poolterrasse seines Hotels in Barcelona. VN/JUL
Christian Schallert auf der Poolterrasse seines Hotels in Barcelona. VN/JUL

Christian Schallerts Weg vom Postkartendesigner zum Hoteldirektor.

Barcelona Architekt wurde Christian Schallert zwar nicht, einen Hang zur Ästhetik und Kreativität besaß er jedoch schon immer. Es ist nicht zu übersehen, dass der „kleine frustrierte Architekt“ in ihm, wie er sich selber liebevoll und ironisch nennt, in seiner bisherigen beruflichen Laufbahn kräftig mitmischte. Schon zu Beginn seiner Studienzeit merkte Christian Schallert, dass er anders tickt als andere. Während seine damaligen Freunde, die Jus und Wirtschaft studierten, sich über „die Kreativen“ lustig machten, fand der Höchster abgefahrene Ideen und Projekte einfach nur spannend. Dementsprechend anders und unkonventionell verlief dann auch seine Karriere. 2015 eröffnete er sein eigenes Boutique-Hotel „Brummel“ in einer der hippsten Gegenden Barcelonas. Die Hauptstadt Kataloniens war jedoch nicht sein erstes Ziel.

„Wie neugeboren“

Wo der Höchster schon sein Leben lang hin wollte, war New York. In der Stadt, die nie schläft, entdeckte er mit 24 Jahren seine kreative Ader und ein inspirierendes Umfeld. „New York war alles für mich, ich fühlte mich auf einmal wie neugeboren“, erzählt er. Fasziniert von den vielen kreativen Ideen und der aufgeweckten Künstlerszene, rannte er mit Stift und Block in der ganzen Stadt herum und notierte sich jede geniale Designidee für seine eigene Cafékette, die er schon am Planen war. Nach Barcelona kam er durch seine Sandkastenfreundin, die schon seit vielen Jahren dort lebte. „Der Moment, als ich sie in Barcelona besuchte, war magisch“, beschreibt er das Wiedersehen im Jahr 2003. „Es war an einem klaren Februartag, die Sonne schien. Obwohl wir uns seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen hatten, war alles wie früher.“ Es war ein ganz besonderer Moment. Er verliebte sich in die Stadt und es fiel ihm nicht mehr schwer, New York hinter sich zu lassen.

Ohne ein Wort Spanisch zu sprechen, arbeitete er im Keller eines Bagelshops und kochte für die Mitarbeiter das Essen. Den kreativen Geist New Yorks noch im Blut, begann er zu fotografieren und druckte seine mit der Linse eingefangenen Momente auf Postkarten. Seine Idee ging auf. In seinen besten Monaten verkaufte er bis zu 10.000 Stück.

Ein ähnlich gewagtes und kreatives Projekt, das ihm mittlerweile 31 Millionen YouTube-Klicks einbrachte, war das Umgestalten einer 22 Quadratmeter großen Bruchbude. Gemeinsam mit einer italienischen Freundin entwickelte er 2008 ein multifunktionales Konzept, dass sein Apartment innerhalb von Sekunden zu einem vollwertigen Wohn, Ess- oder Schlafraum umfunktionierte. Die Innovation lockte Reporter aus der ganzen Welt an. Dank des Bekanntheitsgrads und der großen Nachfrage wurde ihm schnell klar, dass es wohl besser wäre, sein Eigenheim zu vermieten, anstatt selbst darin zu wohnen. Wenige Jahre später kümmerte er sich um insgesamt zwölf Wohnungen und vermietete sie übers Internet. Um das Ganze zu stemmen, benötigte er damals schon viel Personal, und rückblickend war dieser Job wohl die Generalprobe für das, was danach kam – sein eigenes Hotel. „Zwölf Wohnungen verteilt auf Barcelona und immer mehr Personal. Warum nicht alles unter einem Dach?“, fragte er sich und die Idee eines eigenen Hotels war geboren. Als er 2013 dank einer Freundin das passende Gebäude gefunden hatte, fackelte er nicht lange, unterschrieb den Vertrag und setzte alle Hebel in Bewegung, um das nötige Geld aufzutreiben. Auch bei der Entwicklung des Hotels meldete sich der kleine Architekt in ihm wieder, was sich in der Funktion als Bauherr und Projektleiter spiegelte. Vom Postkartendesigner zum Hoteldirektor: Christians aufregender Lebensweg lässt vermuten, dass das „Brummel“ nicht sein letztes kreatives Projekt war. VN-JUL

Zur Person

Christian Schallert

Nach Aufenthalten in Neuseeland, München und New York eröffnete er sein eigenes Hotel in Barcelona.

Geboren 20. Februar 1978

Beruf Hoteldirektor

Familie lebt seit zehn Jahren in einer Partnerschaft

Hobbys Bergjoggen und Tennis

Lieblingsfilm „Io sono l’amore“ mit Tilda Swinton

Lieblings-Kunstwerk die Selbstporträts von Egon Schiele

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