9,9 Tonnen Hilfsgüter

Konrad Steurer rief zu Aktion für Geflüchtete auf Lesbos auf.
DORNBIRN Eine derartige Welle der Hilfsbereitschaft hat Konrad Steurer nicht erwartet. Sein Spendenaufruf für die Menschen, die im Flüchtlingscamp Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos unter unmenschlichen Bedingungen hausen, fand enormes Echo. Innerhalb von drei Wochen sind 9876 Kilo (knapp 9,9 Tonnen) Sach- und rund 3000 Euro Geldspenden zusammengekommen. „Ich war überrascht, überwältigt, berührt“, bekennt der 54-jährige in Dornbirn wohnende Sozialarbeiter.
Im Zeltlager Kara Tepe sind zurzeit mehr als 8000 Geflüchtete untergebracht. Die katastrophalen Zustände in dem Camp haben auch dazu geführt, dass viele Kinder an Angst-Panik-Attacken und Depressionen leiden. Trotzdem weigert sich die Bundesregierung nach wie vor, Kinder aus dem Camp nach Österreich zu holen. Die Steirerin Doro Blancke (#HomeForAll) und der Wiener Fayat Mullah (Partei „Der Wandel“) sind auf Lesbos im Dauereinsatz. Von ihnen erfuhr Steurer – er vertritt den „Wandel“ in Vorarlberg – wie sich die Lage dort von Tag zu Tag verschlechtert. Steurer: „Es musste etwas getan werden – sofort.“ Am 1. Dezember rief Steurer über die Vorarlberger Plattform für Menschenrechte und die Bewegung „Uns reicht‘s“ zum Sammeln von Sachspenden auf: „Ich hoffte, wenigstens zwei Paletten mit warmer Winterkleidung und Schlafsäcken zusammenzubekommen.“ Es wurden mehr. Viel mehr.
In kürzester Zeit stapelten sich mit Hilfsgütern gefüllte Schachteln, Taschen, Säcke und Koffer im Seminarraum der „Faehre“ und den weiteren Räumlichkeiten, welche die Kaplan Bonetti Sozialwerke und die Baufirma Rhomberg bereitstellten. Zudem wuchs das Helferteam auf mehr als 100 Freiwillige an – involviert war auch die Offene Jugendarbeit. Im Schichtbetrieb wurden die 9,9 Tonnen Sachspenden ausgepackt, umgepackt, palettiert und in den von Scheffknecht Transporte bereitgestellten Lkw verladen. Am 15. Jänner kam der Laster auf Lesbos an. Die Verteilung der Hilfsgüter im Camp Kara Tepe erfolgte umgehend. Diese Hilfslieferung bezeichnet Steurer als „eine von der Zivilgesellschaft getragene großartige Aktion gegenüber der Herz-aus-Stein-Politik“.
In Sachen Menschenrechte engagiert sich der diplomierte Sozialarbeiter neben seinem Berufsalltag als Geschäftsführer der Drogenberatungsstelle „Die Faehre“. Zum Beispiel ist er in seiner Freizeit Mitinitiator des Projekts „Hunger auf Kunst und Kultur“. Und derzeit organisiert er Benefiz-Kunstauktionen zur Rettung der Vorarlberger Hilfsorganisation Vindex – Schutz und Asyl, der coronabedingt die Spendeneinnahmen existenzgefährdend eingebrochen sind. Für diese Rettungsaktion stellen namhafte Künstler ihre Werke zur Verfügung.
Eine völlig andere Welt
In eine völlig andere Welt taucht Konrad Steurer ein, wenn er im Bludenzer Verein Taekwondo Dojang Erwachsene trainiert. Die koreanische Kampfkunst erfordert höchste Konzentration und Körperbeherrschung, auch wenn er die Trainings derzeit via Video abhält – auch coronabedingt. HRJ
Zur Person
Konrad Steurer
Geboren 15. Juni 1966
Wohnort Dornbirn
Laufbahn Dipl. Sozialarbeiter, Supervisor und Coach, Akademischer politischer Bildner
Familie eine Tochter, eine Enkelin
Hobbys Laufen, Lesen, Meditieren, Taekwandoo