Hinaus in die weite Welt

Skilehrer Harald Wakolbinger zog es in die Welt hinaus.
Partenen Harald Wakolbinger (54) wuchs zuhinterst im Montafon auf – im 380-Seelen-Dorf Partenen. Bereits als kleines Bübchen lernte er Skifahren. Harald war talentiert. Er gehörte dem Kader des Vorarlberger Skiverbandes an und nahm erfolgreich an Skirennen teil. Mit 12 Jahren gewann er bei der Kinderski-Olympiade den Riesenslalom. Skifahren war etwas, was er gerne tat. „Aber mit 14 hörte ich auf, Rennen zu fahren. Ich hatte keine Lust mehr.“ Als Jugendlicher hatte er gewisse Vorstellungen von seinem Leben. „Mich zog es ins Ausland. Ich wollte was sehen.“
Zunächst aber lernte er etwas „Gescheites“. Er ließ sich bei den Illwerken zum Betriebselektriker ausbilden. Nach der Lehre und dem Bundesheer absolvierte er den Anwärterkurs und die Ausbildung zum Landesskilehrer. Harald fand, dass dies ein schöner Beruf ist. „Du bist in der Natur und kommst mit Menschen aus der ganzen Welt zusammen.“ Im Winter hatte er jetzt einen Job (zunächst in der Skischule Gaschurn, heute in der Skischule St. Gallenkirch). Aber was sollte er im Sommer tun? Seine Sehnsucht nach der weiten Welt trieb den Montafoner ins Ausland. Zunächst verbrachte er einen Sommer in Schweden. „Dort habe ich in der Küche eines Restaurants gearbeitet.“ Im Frühling 1987 reiste er erstmals nach Amerika, in die Stadt Springfield. Dort verschaffte ihm der Onkel eines Freundes Arbeit. „Chris baute für College-Studenten Häuser. Ich habe ihn dabei unterstützt.“ Das Nordamerika-Engagement begleitete Harald zehn Jahre. Von Oktober bis Weihnachten arbeitete er immer bei Chris. Die Sommermonate Juli, August und September hingegen verbrachte der Partener ab 1991 in Argentinien. In San Carlos de Bariloche arbeitete er als Skilehrer für einen elitären Sportclub. Harald unterrichtete unter anderem angesehene Herzchirurgen, Rechtsanwälte und Ingenieure. „Die waren locker drauf. Im Urlaub sind die Menschen gut gelaunt. Auch das gefällt mir an meinem Beruf.“
Nicht weniger als 21 Skisaisonen bestritt der Montafoner in Südamerika. Argentinien wurde ihm zur zweiten Heimat – auch weil ihn mit dem Land inzwischen Herzensbande verbanden. Im Jahr 2002 heiratete Harald Marcella, eine in Cordoba ansässige Argentinierin. Im Jahr 2005 krönte Tochter Catalina ihre Liebe. Die Ehe scheiterte nach acht Jahren, aber die Liebe zu Argentinien blieb. Harald betrieb vier Jahre lang ein Restaurant in Cordoba – auch um der Tochter weiterhin nahe sein zu können. Heute ist die Beziehung zwischen den beiden sehr innig. „Sie verbringt ihre Ferien immer bei mir in Vorarlberg. Zur Zeit ist Catalina gerade da“, freut sich ihr Vater.
Seit 2015 lebt Harald ganzjährig in Vorarlberg. Anfangs vermisste er den Ortswechsel. Auch das Erleben der warmen Jahreszeit war für ihn zunächst ungewohnt. „Ich bräuchte keinen Sommer. Denn ich vertrage die Hitze nicht.“ Aber Harald hat – in der Fremde – gelernt, sich anzupassen. Denn jedes Land hat seine eigenen Sitten. Die häufigen Auslandsaufenthalte haben aus ihm einem weltoffenen und toleranten Menschen gemacht. „Du bekommst eine andere, neue Sichtweise. Wenn ich mein ganzes Leben in Partenen verbracht hätte, hätte ich diese nicht“, glaubt er. Rückblickend ist der Montafoner der Meinung, dass er als junger Mann alles richtig gemacht hat. „Wenn ich nicht ins Ausland gegangen wäre, hätte ich vieles nicht erlebt.“
Derzeit ist der Skilehrer, der diesen Winter coronabedingt vor allem als Beschneier (für die SIMO) arbeitete, gerade auf der Suche nach einem Sommerjob. „Ich habe mich bei den Illwerken als Bachfassungswärter beworben.“ Dort begann er seine Berufslaufbahn. Dort hätte man ihn nach der Lehre gerne behalten. VN-kum
Zur Person
Harald Wakolbinger
arbeitete als Skilehrer auch in Argentinien. Er war dort von 1991 bis 2012 tätig.
Geboren 14. Mai 1966 in Partenen
Ausbildung Betriebselektriker, Landesskilehrer
Familie geschieden, Tochter Catalina
Hobbys Fußball, Skifahren, Motorradfahren