Letzte Ausfahrt

Werner Meisinger geht als Landesrettungskommandant.
lauterach Mit jugendlichen 15 befand sich Werner Meisinger in einer Selbstfindungsphase. „Ich wollte etwas tun, wusste aber nicht was“, erzählt er. Es war der Vater, der den Sohn schließlich in die richtige Spur brachte. „Engagiere dich, Rettung, Feuerwehr, irgendwo“, riet er dem Junior. Der entschied: „Dann gehe ich zur Rettung.“ Inzwischen sind 44 Jahre vergangen, und Meisinger, inzwischen 59, ist immer noch beim Roten Kreuz. Immer noch ehrenamtlich und immer noch mit viel Herzblut. Daran ändert auch sein Rücktritt als Landesrettungskommandant nichts. Er wird bei der Rotkreuz-Abteilung Bregenz als einfaches Mitglied weiterhin Rettungsdienste versehen und als Lehrsanitäter seine Erfahrung und sein Wissen an Junge weitergeben. „Das ist mir ein Anliegen“, sagt der leidenschaftliche Harley-Fahrer, der sich jetzt auf mehr Zeit für seine Familie und die Enkelkinder, vor allem aber auf gemeinsame Motorrad-Ausfahrten mit seiner Frau Karin freut.
Bewegend und anspruchsvoll
Werner Meisinger geht mit gemischten Gefühlen. Immerhin 17 Jahre bekleidete der Landesbeamte ehrenamtlich die Funktion eines Landesrettungskommandanten. „Es war eine bewegende und anspruchsvolle Zeit mit vielen Terminen und Besprechungen“, fasst er zusammen. In der Bilanz überwiegt jedoch die Freude darüber, Menschen helfen zu können. Ebenso schwärmt Meisinger von der Kameradschaft, die unter der Kollegenschaft des Roten Kreuzes herrsche und die er schätzen gelernt hat.
Nach der Matura verdingte sich der Lauteracher aber zuerst beim Militär, wo er zehn Jahre in der Logistik arbeitete. Danach wechselte er in den Landesdienst. Dort bringt sich Werner Meisinger als abfalltechnischer Sachverständiger ein. Daneben schaukelte er nicht nur die Agenden des Landesrettungskommandanten, sondern führte auch Hilfseinsätze im Ausland durch. Katastrophen erforderten seinen Einsatz rund um den Globus. „Kroatien, Albanien, Nepal, Pakistan, Libanon, Madagaskar, Sudan.“ Meisinger könnte noch mehr Länder aufzählen. Insgesamt 20 Mal rückte er mit anderen Helfern aus, um dringend notwendige Unterstützung zu geben. Anfangs ging es um die Bereitstellung von sauberem Wasser in Krisengebieten, danach übernahm der Vorarlberger immer mehr die Gesamtkoordination bei Ausrückungen. Alles musste in solchen Fällen schnell gehen. „Die Aktionspläne habe ich meistens im Flugzeug ausgearbeitet“, schildert Werner Meisinger die Hektik, die solchen Einsätzen zugrunde lag. Doch unmittelbar Hilfe leisten zu können, machte solche Stresssituationen schnell wieder vergessen.
In Großvaters Fußstapfen
Die ihm ans Herz gewachsene Blaulichtorganisation ist gewachsen, die Funktion des Landesrettungskommandanten wird professionalisiert. Werner Meisinger kehrt zu seinen beruflichen Wurzeln zurück. Er ist dankbar, mit dem Land stets einen loyalen Dienstgeber gehabt zu haben, der ihn im Bedarfsfall immer freistellte. Ebenso freut er sich auf mehr Freizeit mit seiner Familie. Seit zwei Jahren ist Meisinger stolzer Besitzer einer Harley Davidson. Im vergangenen Jahr schaffte sich auch seine Frau eine an. Gemeinsame Ausfahrten stehen bei den Aktivitäten deshalb ganz weit oben. Freude bereiten ihm auch die drei Enkelkinder, die bei der Rotkreuz-Jugend zum Teil schon in den Fußstapfen ihres Großvaters wandeln. „Es geht weiter“, merkt er mit einem zufriedenen Lachen an. Selbst hat er über 1000 Rotkreuz-Mitarbeiter ausgebildet.
Morgen, Mittwoch, erfolgt die Wachablöse. Werner Meisinger übergibt seine Funktion an Gerhard Kräutler (52). Er weiß sie in guten Händen. VN-MM
Zur Person
Werner Meisinger
engagierte sich jahrelang ehrenamtlich als Landesrettungskommandant.
Geboren 25. Mai 1961
Ausbildung Nach der Matura 10 Jahre beim Militär, seit 32 Jahren im Landesdienst
RK-Funktionen Rettungssanitäter, Notfallsanitäter mit Notkompetenzen, Lehrsanitäter bzw. Ausbildner
Familie verheiratet, 1 Sohn, 3 Enkel
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