Die Herzen der Jury erobert

Sabine Schoder mit Delia-Jugendliteraturpreis 2021 ausgezeichnet.
TSCHAGGUNS Sabine Schoders Glücksstraße ist auf Herzen gebettet. Das Genre der 38-jährigen Tschaggunserin sind Liebesgeschichten, die immer auch aktuelle, gesellschaftspolitische und emotionale Themen aufgreifen. Keine kitschigen Schnulzen, sondern vielmehr Amouröses mit Niveau. „Mich nur auf die Liebe zu fokussieren, wäre mir zu langweilig“, erzählt sie. Die Autorin spielt mit ihren Protagonisten, stellt sie vor Herausforderungen, setzt sie in eine Achterbahn der Gefühle, lässt sie verzweifeln, lachen, lieben und letztlich glücklich sein. Die Dramaturgie ist ein Spielplatz, auf dem sich das Karussell der Fantasie dreht. Wie schnell und in welche Richtung ist niemals planbar oder berechenbar. Selbst für die ambitionierte Schriftstellerin nicht. Denn dass sie mit dem Delia-Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wird, hätte sich die Montafonerin nie gedacht. Der Preis wird seit 2004 alljährlich von der Vereinigung der deutschen Liebesautoren und -autorinnen verliehen. Sabine Schoders Werk „Immer ist ein verdammt langes Wort“ war eine von gut 200 Einsendungen, die die Jury bewertete. Als die Preisverleihung an einem Samstag um 17 Uhr online übertragen wurde, schaltete sie den Laptop ein. Jedoch war sie fest überzeugt, „eh nicht zu gewinnen“. Deshalb schickte die Autorin ihren Mann derweil zum Wochenendeinkauf. Rund 20 Minuten lief die Übertragung, ehe Präsidentin Heike Abidi die Gewinner – es gab zwei Kategorien – verkündete.
Wunderbare Sprache
Der Name fällt vorerst jedoch nicht, vielmehr wird der Roman beschrieben. Sympathische Figuren, wunderbare Sprache und eine einzigartige Liebesgeschichte, hört Schoder die Delia-Präsidentin sagen. Dann liest sie einen Klappentext vor. Es ist der, der auf der Buchrückseite von Sabine Schoders Roman steht. „Das ist doch von mir … aber bestimmt habe ich mich verhört“, zweifelt die Tschaggunserin immer noch. Schließlich wird das Kuvert geöffnet, Sabine Schoders Name fällt. Jetzt ist es amtlich und die Autorin um 1500 Euro und eine Trophäe reicher. Für die studierte Grafikdesignerin ist es ein Höhepunkt ihres bisherigen literarischen Schaffens. Obschon ihr Debüt „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“ einschlug, in sechs Sprachen übersetzt wurde und sogar in eine Einladung auf die Buchmesse „Feria Internacional del Libro de Buenos Aires“ resultierte. Lesung inklusive. Nicht zu vergessen die Nominierung zum ältesten einschlägigen deutschen Literaturpreis, den Buxtehuder Bullen. Aber die höchste Stufe des Siegertreppchens erklomm sie erst am vergangenen Samstag.
Geschichten als Freunde
Geschichten und Bücher waren immer schon verlässliche Freunde, die Schoder zur Seite standen. „Unser kleiner Bergbauernhof lag so abgelegen, dass ich nach der Schule oft alleine spielen musste“, erinnert sie sich an ihre Kindheit: „Ich streifte durch den Wald und erzählte mir erfundene Geschichten.“ Mit neun Jahren machte sie sich erstmals ans Schreiben. Ihre Geschichte trug den Titel „Der rote Rubin“.
Kurios, dass sie ihren Mann, der im Nebendorf aufwuchs, in Wien kennenlernte und mit ihm wieder ins Montafon zurückkehrte. Apropos Mann: Als der Siegesname genannt wurde, griff sie schnell zum Handy. „Kannst du noch eine Flasche Sekt mitbringen?“ Schließlich musste der Erfolg zumindest zu Hause gebührend gefeiert werden, wenn sie schon nicht vor Ort sein kann. Auf den Applaus des Publikums muss sie jedoch verzichten. Denn normalerweise wird der Preis auf der Leipziger Buchmesse vergeben, die jedoch coronabedingt abgesagt werden musste. CRO
Zur Person
Sabine Schoder
Wohnort:Tschagguns
Alter 38 Jahre
Familie verheiratet mit Bernd
Beruf Grafikdesignerin, jetzt hauptberufliche Autorin
Neuerscheinung:Verwünscht nochmal! Mein Teufel, die Schnecke und ich, erschienen bei Sauerländer (Gruselspaß ab 12 Jahren)
Online https://sabineschoder.de