Alles ist ein Zyklus

Wetter / 12.04.2021 • 19:03 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Kurt Stark ist ein schonender Umgang mit Tieren und Böden sehr wichtig.<span class="copyright">BI</span>
Kurt Stark ist ein schonender Umgang mit Tieren und Böden sehr wichtig.BI

Kurt Stark setzt auf eine muttergebundene Aufzucht von Kälbern.

Fontanella Kurt Stark ist mit Überzeugung Biobauer, Skilehrer und Familienvater. Eine tier- und naturgerechte Landwirtschaft liegt ihm am Herzen. Mit der Umstellung auf Bio-Landwirtschaft Mitte der 1990er-Jahre zählte er zu den Vorreitern in diesem Bereich. Außerdem setzte er mit einer muttergebundenen Aufzucht der Kälber nun seine Pionierarbeit fort: „Es gibt nur wenige Betriebe in Vorarlberg, die eine muttergebundene Aufzucht anbieten. Hier in der Region bin ich der Einzige, der diese Haltung anbietet.“ Der Unterschied zu einer Mutterkuh-Haltung bestehe darin, dass die Kühe auch weiterhin gemolken werden, auch wenn ein Kalb gesäugt wird: „Das Kalb ist ständig bei der Mutter. Dies erzeugt einen Lerneffekt, denn das Kalb beobachtet seine Mutter und ahmt diese nach.“

Derzeit stehen 18 Kühe und sieben Kälber im Stall. Außerdem befinden sich Ziegen, original Montafoner Steinschafe und Seidenhühner auf dem Hof. Kurt Stark hat schon früh auf dem elterlichen Hof mitgearbeitet, dass er diesen dann übernommen hat, war für ihn als Ältester von neun Kindern eine Selbstverständlichkeit. An seinem Beruf gefällt dem engagierten Landwirt besonders die Arbeit im Freien: „Ich nehme dadurch die Natur viel bewusster wahr. Alles ist ein Zyklus: die Tages- und Jahreszeiten, aber auch die Lebenszyklen der Tiere und Menschen. Es muss alles zusammenpassen – vor allem auch in der Tierhaltung.“

Die Entscheidung, auf Bioproduktion umzustellen, fiel schon recht früh: „Wir haben 1989 einen neuen Stall gebaut, im Zuge dessen habe ich auf Bioproduktion umgestellt.“ Die Bioförderung war für ihn kein ausschlaggebendes Entscheidungskriterium: „Ich hatte immer schon meine eigene Lebensphilosophie. Für mich war es unlogisch, Böden mit Kunstdünger und Kühe mit Kraftfutter vollzustopfen.“ Auch seine Kinder fühlen sich mit dieser Philosophie verbunden, die Hofnachfolge ist bereits gesichert – wiederum ein Zyklus, der sich schließt.

Leichte und kleine Kühe

Gefüttert werden die Kühe nur mit dem, was auf dem Hof wächst. Der Mist wird wiederum zum Düngen verwendet, so schließt sich auch dieser Kreislauf. Mit der muttergebundenen Aufzucht begann der innovative Bergbauer bereits vor zwei Jahren. Die Umstellung war zeit- und arbeitsintensiv: „Die Kühe dürfen bei uns ihre Kälber selber aufziehen und haben dadurch eine Beschäftigung, die ihrem Instinkt entspricht. Wir sorgen züchterisch für Nachwuchs, indem wir die Charaktere der einzelnen Tiere berücksichtigen. Da gibt es große Unterschiede – wie bei den Menschen auch.“ Als Zuchtrasse dient original Montafoner Braunvieh: „Diese Kühe sind leichter und kleiner. Aus diesem Grund sind sie sehr gut für die Alpwirtschaft geeignet. Außerdem hat diese Rasse den großen Vorteil, ohne Kraftfutter auszukommen.“

Die Nachfrage nach dem Fleisch von Kälbern aus muttergebundener Aufzucht hat sich in den Zeiten des Lockdowns erhöht. Für die Kunden spielt es mittlerweile eine größere Rolle, wie Tiere gehalten werden. Dennoch gestaltet sich die Vermarktung für Kurt Stark mitunter schwierig: „Ich habe viele Kunden durch Mundpropaganda. Glücklicherweise haben viele Verständnis dafür, dass ich das Fleisch nicht zu einem handelsüblichen Preis produzieren kann.

Die muttergebundene Aufzucht ist für uns die einzige Option, sowohl dem Tierwohl entsprechend als auch ökonomisch durchzukommen.“ Während früher Kriterien wie etwa die produzierte Milchmenge im Fokus standen, sind heute vor allem andere Werte entscheidend: „Wie verhält sich die Kuh im Stall und in der Herde?“ Auch in Zukunft wird auf dem Hof von Kurt Stark diesem Paradigmenwechsel gefolgt: „Uns kann es nur gut gehen, wenn es den Tieren ebenfalls gut geht!“ BI

Zur Person

Kurt Stark

Geboren 11. August 1968

Familie verheiratet mit Helga, drei Kinder (22, 20 und 17 Jahre)

Beruf Bergbauer, im Winter Skilehrer in Faschina

Hobbys Mein Beruf ist mein Hobby!