Nasa-Weltraumteleskop auf Planetenjagd

Das besondere Interesse von „Tess“ gilt den Roten Zwergen.
Cape Canaveral Millionen Sterne am Himmel bekommen einen neuen Aufseher: Das Weltraumteleskop „Tess“ der US-Raumfahrtbehörde Nasa ist diese Woche zu seinem Einsatz gestartet. Das Raumfahrzeug wird rund um die nächstgelegenen und hellsten Sterne nach neuen Planeten suchen. In diesen neuen Welten könnten dann künftige Teleskope nach außerirdischem Leben suchen. Dabei soll „Tess“ die Galaxie noch gründlicher erforschen als sein Vorgänger „Kepler“. Die Experten gehen davon aus, dass das neue Teleskop Tausende sogenannter Exoplaneten außerhalb unseres Sonnensystems aufspüren wird. Nasa-Direktor für Astrophysik, Paul Hertz, erklärt, Einsätze wie der von „Tess“ würden bei der Beantwortung der Frage helfen, ob die Menschheit allein sei im All – oder nur das Glück habe, über „das beste Luxus-Grundstück in der Galaxie“ zu verfügen.
„Tess“ steht für „Transiting Exoplanet Survey Satellite“ und ist der Nachfolger des überaus erfolgreichen „Kepler“-Weltraumteleskops, des Pioniers der Planetenzählung. Nach inzwischen neunjährigem Flug geht „Kepler“ nun der Treibstoff aus. Die Nasa geht davon aus, dass das Gerät allenfalls noch einige Monate durchhält. Die Zahl der in den vergangenen Jahrzehnten von sämtlichen Observatorien im All und auf der Erde gezählten extrasolaren Planeten liegt bei mehr als 3700. Weitere 4500 Kandidaten haben gute Chancen.
Etwa 50 Exoplaneten könnten nach Ansicht von Wissenschaftlern möglicherweise bewohnbar sein. Sie verfügen über die notwendige Größe und die richtige Umlaufbahn ihres Sterns, um Oberflächenwasser und – zumindest theoretisch – Leben zu ermöglichen. Die meisten der von „Kepler“ identifizierten Planeten sind allerdings so weit entfernt, dass für eine nähere Untersuchung riesige Teleskope nötig wären. Deshalb wollen Astronomen den Fokus nun auf deutlich hellere und näher zur Erde gelegene Sterne lenken – damit künftig das geplante Nasa-Teleskop „James Webb“ die Atmosphären umliegender Planeten unter die Lupe nehmen kann.
Rote Zwerge sind die häufigste Sternenklasse und wie ihr Name sagt relativ klein – nicht mehr als halb so groß wie unsere Sonne. Allerdings sind sie auch vergleichsweise kühl. So ist das gefeierte Sternensystem Trappist-1 ein extrem kalter Roter Zwerg und nur etwas größer als der Jupiter. Es wird von mindestens sieben erdähnlichen Planeten umkreist. Doch wie soll das neue Teleskop in der Umgebung eines dermaßen kleinen, schwach leuchtenden Sterns von so weit weg einen Planeten entdecken? Entscheidend ist das Licht der Sterne: Wenn ein Planet vorbeizieht, verdunkelt es sich kurzzeitig. „Tess“ wird jedes derartige Leuchtzeichen registrieren.

AFP/Nasa