Leben unter „kühler“ Sonne?

Könnte in 40 Lichtjahren Entfernung existieren!
Schwarzach Schon Tausende sogenannte Exoplaneten wurden entdeckt, Planeten, die nicht um die Sonne, sondern um fremde Sterne kreisen. Die meisten sind der Erde denkbar unähnlich, Leben auf diesen Himmelskörpern gilt als unwahrscheinlich. Am erdähnlichsten sind Planeten, die um „Rote Zwerge“ kreisen. Dieser Sterntyp ist zehnmal häufiger als alle anderen, aber so lichtschwach, dass wir mit bloßem Auge keinen einzigen am Himmel sehen können. Dann kriegen die Planeten, die um einen Roten Zwerg kreisen, doch auch viel weniger Licht? Nicht, wenn sie nahe genug dran sind.
Sieben Planeten
Der interessanteste Vertreter ist momentan ein Zwergstern namens TRAPPIST-1a. Seine Planeten wurden nach der Transitmethode entdeckt: Die Planeten ziehen vor dem Stern vorüber und verdunkeln ihn eine Zeit lang. Voraussetzung ist, dass wir von der Erde genau in die Bahnebene blicken, wie es bei TRAPPIST-1a der Fall ist. So hat man dort sieben Planeten entdeckt. Sie sind alle etwa so groß wie die Erde und umkreisen ihren Stern in eineinhalb bis zwanzig Tagen, sie sind also viel näher dran als die Erde an der Sonne. Dennoch liegen die Planeten 4, 5 und 6 sicher in der habitablen Zone; dort ist es weder zu heiß noch zu kalt, es könnte flüssiges Wasser existieren. Ein Problem für die Entstehung von Leben ist allerdings die gebundene Rotation. Planeten, die so nahe an einem Stern sind, wenden ihm immer dieselbe Seite zu (wie der Mond der Erde). Auf der einen Seite ist es immer Tag und entsprechend heiß, auf der anderen herrscht ewige Nacht und eisige Kälte. Das gilt allerdings nicht, wenn eine Atmosphäre vorhanden ist, welche die Temperaturen ausgleichen kann. Der Rote Zwerg hat nur 2800 Grad Oberflächentemperatur (die Sonne 6000), würde aber nicht rotleuchtend am Himmel stehen, wie das Illustratoren gern „künstlerisch“ darstellen, sondern so weiß leuchten wie eine Glühbirne. Auf Trappist-1g, dem sechsten Planeten des Systems, würde die Sonne zweieinhalb Mal so groß wie unsere an einem sehr dunkelblauen, fast schwarzen Himmel stehen. Alle Planeten des Systems beherbergen wahrscheinlich große Wassermengen – bis zu 250 Mal mehr als die Erde. Der hohe Infrarotanteil im Licht des Zwergsterns hat günstige Auswirkungen auf die „Bewohnbarkeit“ der Planeten: Die Eismassen der äußeren Planeten reflektieren weniger vom Infrarotlicht, als das Eis auf der Erde das mit sichtbarem Licht macht. Es bleibt also mehr Sonnenenergie auf der Oberfläche, es ist wärmer, anders ausgedrückt: Die habitable Zone ist nach außen erweitert. Bis zu 30 Prozent. Für etwaiges Leben ist das günstig. Mehr wird man mit der nächsten Generation von Teleskopen sagen können. Dann sind nämlich auch die Atmosphären dieser Planeten zugänglich. Christian Mähr